Dienstag, 19. Juni 2012

Montreal - Malen Nach Zahlen (Amigo Records)

"In den Haaren Gestrüpp von Büschen und Hecken, mit Ihr kann man auf dem Rummel kleine Kinder erschrecken": Die Dame, die Montreal in "Hauptgewinn" beschreiben, wird sich - wenn sie denn existiert - nicht besonders darüber freuen, zum Gegenstand eines Songtextes der Hamburger geworden zu sein. Der Text steht aber sinnbildlich für die komplette neue Platte: Einfache, aber witzige Reime, und Texte, die sich mit den Alltäglichkeiten des Lebens beschäftigen - vom Streit mit dem Vermieter über Wohlstandsdepression, die Überwindung des inneren Schweinehundes oder ein unglückliches Händchen bei der Partnerwahl reicht die Palette.

Zwar geht es auch mal um selbstgemixte Drogen oder die Probleme, die ein Job als Bankräuber so mit sich bringt, aber nach zehn Jahren Bandgeschichte kennen Montreal den schmalen Grat zwischen Ironie und Albernheiten perfekt - und kippen nie in die falsche Richtung ab. Sympathisch waren sie im Grunde ja eh schon immer, poppig ebenso, und so wartet "Malen Nach Zahlen" zwar mit keinen Überraschungen, dafür aber mit zahlreichen Ohrwürmern auf: Von den zehn Songs haben mindestens 7 Hit-Potenzial, viel eingängiger und gefälliger lässt sich Pop-Punk (mit starker Betonung auf Pop) mit deutschen Texten kaum spielen.

Album Nummer 4 ist übrigens das erste, was die Band in Eigenregie selbst herausbringt - da es gleichzeitig insgesamt wohl auch die stimmigste und homogenste Patte des Trios ist, kein schlechter Zeitpunkt, alles selbst in die Hand zu nehmen.
7/10