Dienstag, 21. April 2015

Love A - Jagd und Hund (Rookie)

"Man muss nicht alles ändern wollen...man würde gerne weghören können" - zwei Zeilen aus dem vorab veröffentlichten "100000 Stühle leer", die ersten Moment so wirken, als wären Love A versöhnlich geworden und würden sich entziehen wollen. Die aber natürlich überhaupt nicht so gemeint sind. Denn die Band hat nichts von ihrer Wut, ihrem Frust, ihrer Abscheu über Dummheit eingebüßt. Im Gegenteil: Beim Hören von "Jagd und Hund" spürt man förmlich, wie die Band nahezu fassungslos mit ansieht, wie die Menschheit sich selbst zugrunde richtet, wie ehemnalige Weggefährten mittlerweile mehr am Reihenhaus als an Politik interessiert sind, wie stumpfe Parolen unreflektiert die Oberhand gewinnen.



"Jagd und Hund" schwankt deshalb - zwischen Aggression und den weiter spürbaren Punk-Wurzeln, einerseits. Aber eben auch der Melancholie, der Trauer und der Verbitterung. Man kann diese Scheibe deshalb über weite Strecken als Indie, wenn nicht gar als Postpunk bezeichnen - dichte Atmosphäre, schwermütige Melodien, ein fast schon bedrohliches Gefühl beim Hören; dafür weniger Gepolter, Härte und Tempo.

Man sollte das aber nicht mit Resignation verwechseln, auch wenn die Band zwiefelsohne zynischer geworden ist - sie hat eben nur gelernt, ihre Weltsicht etwas differenzierter, vielschichtiger, meinetwegen auch: erwachsener darzustellen. Und legt so ein drittes Album vor, das mit vielem aus der Vergangenheit bricht - aber im Kern eben doch unverkennbar Love A bleibt. Gut so.