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Montag, 23. Juli 2012

The Gaslight Anthem - Handwritten (Universal)

Irgendwie ist es immer noch komisch, wenn man durch eine Stadt wie Berlin fährt und an riesigen Plakat-Wänden auf das neue Gaslight Anthem-Album hingewiesen wird. Klar, man hat über die Jahre leibhaftig miterlebt, wie die Band der kleinen Punkrock-Szene immer mehr entwuchs und statt Clubs Hallen spielte, im Radio lief und zuletzt auch die Charts stürmte. Trotzdem bleibt es ein seltsames Gefühl, diese riesigen Poster an Hauswänden zu sehen - die man doch sonst eher von Leuten wie Madonna und Lady Gaga kennt. Oder Bruce Springsteen.

Springsteen ist natürlich das Stichwort - jahrelang wurden Brian Fallon und seine Band immer nur mit dem Boss verglichen, langsam aber sicher arbeitet man sich allerdings in ähnliche Gefilde vor, was die Popularität angeht. Wer weiß, vielleicht verkaufen The Gasligth Anthem in ein paar Jahren weltweit sogar Stadien aus? Wenn sie so weitermachen wie auf dem neuen Album, ist das durchaus realistisch. Denn auch, wenn es natürlich wenig Überraschungen gibt, die Scheibe trotz vermeintlicher Proberaum-Atmosphäre bei den Aufnahmen in Nashville sehr glatt klingt und die Band ihrem bekannten Stil treu bleibt: "Handwritten" ist eine wirklich verdammt gute Platte. Vielleicht, aus alter "Früher war alles besser"-Sicht nicht so gut wie The '59 Sound. Aber definitiv besser als "American Slang". Und das stieg ja schon in die Top10 ein - da will man gar nicht wissen, wozu "Handwritten" fähig sein wird.

Natürlich ist es irgendwie schade, dass der grandiose Opener "45" nicht typisch für die Platte ist - so mitreißend, enegetisch, hymnisch und schnell klingt die Band danach nicht mehr, es wird langsamer, epischer, melancholischer. Aber auch das beherrscht die Band eben mittlerweile so gut, dass es schwer fällt, ihr den Mainstream- und Massenappeal übel zu nehmen.

Egal ob das Titelstück "Handwritten", das geniale "Keepsake"oder "Too Much Blood", diese Scheibe steckt voll von großen Momenten. Und auch die Balladen- und Pathos-Hasser werden es am Ende sehr schwer haben, dem spärlich instrumentierten, aber einfach wudnerschönem "National Anthem" zu widerstehen. The Gaslight Anthem sind eben eines dieser leuchtenden Beispiele, dass Mainstream gar nicht schlimm sein muss. Egal wie groß sie noch werden.