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Dienstag, 5. Februar 2013

The Bronx - IV (ATO/PIAS)

Schluss mit dem gemütlichen (und wohl auch für die Band unerwartet erfolgreichen) Mariachi-Nebenprojekt, es darf wieder Gift und Galle gespuckt werden - nach fünf Jahren Plattenpause haben The Bronx wieder ein "richtiges" Album gemacht. Und das geht genauso los, wie es sich Fans der ersten Stunde wohl erhofft haben: "The Unholy Hand" präsentiert sich als ein dreckiger, schroffer, gleichzeitig aber auch satt groovender und eingängiger Rocker und lässt die Mundwinkel nach oben zucken.

Geändert hat sich trotzdem einiges - das merkt man spätestens ab dem zweiten Song. The Bronx lassen zum Beispiel mehr Melodie zu als je zuvor - der hymnische Refrain von "Along For The Ride" braucht nicht mehrere Durchgänge, um zu zünden, sondern sitzt sofort. "Youth Wasted" ist dann so durchgängig melodisch - würden die Foo Fighters ein bisschen mehr das Gaspedal durchdrücken, es würde wohl ähnlich klingen. Und dann "Torches" - man könnte fast meinen, Rivers Cuomo  hätte einen Song für The Bronx geschrieben (der dann auch noch besser ist als das meiste, was er zuletzt für Weezer fabriziert hat). Als wäre das alles nicht schon Abwechslung genug ist da auch noch "Life Less Ordinary"- eine Ballade. Und dann auch noch eine richtig gute.

Keine Sorge, es darf auch weiterhin ausgerastet werden: "Style Over Everything", "Under The Rabbit", "Ribcage" oder "Too Many Devils" sind vielleicht nicht mehr ganz so ungezügelt wie die Hardcore-Punk-Frühwerke, versprühen aber immer noch genug Rotz und Wut, um als "typische" The Bronx-Songs durchzugehen. Die Band ist in Sachen Songwriting und Vielseitigkeit über die Jahre aber so gereift, dass sie gar nicht anders kann als ihr ganzes Können immer wieder zu zeigen - und trotzdem immer auf den Punkt zu kommen. Klar, die früheren The Bronx-Werke sind zweifellos etwas lauter. Aber besser? Je häufiger "IV" läuft, desto schwerer fällt es, diese Scheibe nicht für das bisherige Meisterstück der Band zu halten.