Seiten

Donnerstag, 4. April 2013

Bring Me The Horizon - Sempiternal (Sony)

Bring Me The Horizon sind ja seit Jahren bekannt dafür, die Hörer in zwei extrem gegensätzliche Gruppen zu teilen - einerseits in die devote Anhängerschar, die jeden Song und jede Zeile kompromisslos abfeiert und die Band für eine der innovativsten, eingängigsten und mitreißendsten Metal-Hardcore-Truppen überhaupt hält. Und andererseits in die Gruppe, für die Bring me The Horizon das personifizierte Übel sind - nicht nur wegen ihrer Musik, sondern auch auf Grund ihres Auftretens, ihres Stylings, ihrer Shirts und Frisuren. Die Band weiß natürlich um diesen Status, und gießt mit Freude Öl ins Feuer: "Sempiternal" dürfte die jeweiligen Positionen nämlich noch um ein Vielfaches verstärken.

Gut, mehr Melodien und cleanen Gesang konnte man irgendwie erwarten. Die Masse an elektronischen Sounds, dicken Chören und vielen - je nach Sichtweise - überzogen pathetischen oder tatsächlich Gänsehaut erzeugenden atmosphärischen Momenten war so aber nicht vorhersehbar. "Sempiternal" ist so ein bisschen, als würden Linkin Park ein Metalcore-Album aufnehmen: Ganz viele Stadion-Momente, Samples und Refrains für die Massen treffen auf immer noch vorhandene Wucht und zerstörerische Energie. Und bei jedem Song aufs neue ist man hin- und hergerissen zwischen unbestreitbaren Ohrwurmqualitäten und der Frage, ob es etwas weniger dick aufgetragen nicht auch gegangen wäre.

Beispiele? "Anti-Vist" etwa ist schon eine prima mitgröhlbare Hymne, die aber irgendwie auch ein bisschen nach Hardcore-Kindergarten klingt - weil man immer wieder so wunderbar einfache und kurze Worte zum Mitsingen serviert bekommt, bei denen man nicht erst irgendwelche Textzeilen auswendig lernen muss, sondern gleich einstimmen darf. "Sleepwalking" ist ein grandioser Ohrwurm, bei denen man vor dem geistigen Auge aber auch 50.000 Festivalbesucher Arm in Arm mitschunkeln sieht.

Trotzdem, sich dem Sog der Scheibe zu entziehen, ist schwer - einfach, weil Stücke wie "Shadow Moses" erst unbestreibare Brecher-Qualitäten an den Tag legen und einen dann doch mit ihrem melodischen Refrain infizieren. Auch ein extrem elektronisches und im Midtempo schwelgendes Stück wie "Can You Feel My Heart" ist einfach gut geschrieben. Zumindest, wenn man vor zu viel Pathos, Produktionswucht, Melodieseeligkeit oder Stadionmomenten nicht zurückschreckt. Aber wer das tut, würde ohnehin nicht freiwillig in ein Bring Me The Horizon-Album reinhören......