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Mittwoch, 5. Juni 2013

Livereview: Red Tape Parade, Candycunt, Hell & Back (11.05.2013, Berlin, Bi Nuu, ca. 350 Leute)


Im April verstarb RED TAPE PARADE-Sänger Wauz mit nur 30 Jahren an Krebs und am Tag seiner Beerdigung trafen sich seine Band und jede Menge Freunde aus ganz Deutschland, um Abschied von ihm zu nehmen. Über diesen Abend zu schreiben ist alles andere als einfach. Die Emotionalität des Abends in Worten einzufangen ist wohl einfach unmöglich und es herrschte einfach eine Stimmung vor, die man selten erlebt. Natürlich war die Stimmung sehr bewegend und auch traurig, aber in gewisser Weise auch wieder positiv - und auch wenn ich Wauz nicht wirklich kannte, ich bin mir recht sicher, dass es in seinem Sinne war, dass die Leute nicht nur mit Tränen in den Augen an ihn dachten , sondern auch mal mit einem Lächeln im Gesicht und eben einem Bier in der Hand.


Als wir im Bi Nuu eintrafen war es bereits gut gefüllt, der Eintritt war frei und es wurde nur um eine Spende an die Dharma Punx Berlin gebeten, die Gruppe, die Wauz ins Leben gerufen hat. Im Cafe Raum gab es einen Projektor auf dem Bilder aus Wauz Leben gezeigt wurden und im Saal hatten HELL & BACK aus dem Raum Stuttgart  gerade angefangen. Irgendwie hatte ich von ihnen zuvor noch nicht mal den Namen gehört und dementsprechend positiv war ich dann auch überrascht. Schöner rauer Punkrock mit einer kleinen Ecke Hardcore, der auch perfekt zum The Fest passen würde, und ich bin mir sicher von ihnen wird man sicher demnächst noch um einiges mehr hören!

In der Umbaupause enterte OLLI SCHULZ die Bühne und sorgte für einen der herzergreifendsten Momente, den ich seit langem erlebt habe. Er erzählte wie er Wauz bei seinem ersten Außeneinsatz für Neo Paradise kennengelernt hat, wo dieser als Kameramann arbeitete und wie sie sich dann nach einem holprigen Start langsam anfreundeten und anfingen über Punkrock, Hardcore und vor allem ihre Lieblingsserie Lost zu philosophieren.  Großes Streitthema war dabei vor allem immer das Ende von Lost, ob es nun gut oder einfach nur schlecht war und so kam es auch zu dem Song  „Du hattest Recht mit dem Ende von Lost“, den Olli drei Tage nach Wauz Tod geschrieben hatte und im Anschluss zum Besten gab. Berührende Minuten durch einen grandiosen Olli Schulz.

Es folgten CANDYCUNT aus Berlin, bestehend aus drei Damen, die Punkrock zum Besten gaben, der mich ein wenig an die alte Schule von X erinnerte. Auch sie kamen gut an, wobei es nicht ganz unser Fall war und so begaben wir uns noch ein wenig vor den Club. Leider verpassten wir dadurch aber auch die nächste Umbaupause, wo  eine Leinwand und ein Projektor aufgebaut wurden und eine Aufzeichnung von Joey Cape gezeigt wurde, da dieser an dem Tag wohl leider keine Zeit hatte.

Als wir wieder reinkamen  begaben sich RED TAPE PARADE gerade für ihre letzte Show auf die Bühne und den Part von Wauz nahmen diverse Gastsänger an dem Abend ein. Angetreten waren hierfür Eric (THE GHOST ROCKETS), Vuki (HELL & BACK),  Matze Rossi (TAGTRAUM) und Nathan (BOYSETSFIRE / I AM HERSEY) der auch gleich die ersten beiden Songs übernahm. Danach wurde  munter weitergereicht, immer wieder kamen auch Freunde aus den anderen Bands auf die Bühne um RED TAPE PARADE auch mal bei einem Song an der Gitarre zu unterstützen, bzw. am Bass wenn Flirto bei einem Song singen musste.

Gänsehautmomente gab es immer wieder, so wurden z.B. zwischen den Songs zum Teil Ansagen von Wauz eingespielt und sein Bild am Bühnenrand sorgte auch dafür, dass er während der Show ständig präsent war. Besser hätten alle Beteiligten ihre Sache nicht machen können, denn es war ein mehr als nur würdiger Abschied von Wauz und eine großartige letzte Show von RTP. Alle gaben ihr bestes, Songs wurden mitgesungen, abgefeiert und die Fäuste Richtung Bühne gestreckt, genauso wie sich das für die großartige Show gehört.

Als letzten Song des Abends spielten sie „Leap Year of Faith“ einen neuen Song an dem die Band gerade arbeitete als bei Wauz der Krebs  diagnostiziert wurde. Die Bühne war fast komplett dunkel, es gab nur ein paar Spots auf das „leere“ Mikrophon und die Band spielte zu dem Gesang von Wauz der von Band kam. Ich war sicherlich nicht der Einzige im Saal dem dabei die Tränen kamen und ich vermute einfach mal, dass es dem halben Club in diesem Moment so ging wie mir. Danach verließ die Band die Bühne und das Publikum blieb nur sprachlos stehen, keiner wollte den Raum verlassen, da dies genauso unpassend gewesen wäre wie Applaus. Aber es war klar das jetzt nicht mehr kommen konnte, dass es das war ... Ein großer Abend...







Text: KAI