16 Sekunden dauert es, bis die Stimme wieder da ist - die Stimme, die man in den letzten Jahren so häufig gehört hat, weil das Dave Hause-Debütalbum "Resolutions" einfach so gut war, dass man es immer wieder auflegen musste. Und jetzt endlich gibt es neue Songs von Hause - und die Laune steigt schlagartig. Was schon beeindruckend ist, schließlich singt Hause auch diesmal wieder von Enttäuschungen, melancholischen Erinnerungen, nicht in Erfüllung gegangenen Träumen. Und trotzdem, allein ihm zuzuhören sorgt für positive Gefühle. Eine der Erklärungen, warum Dave Hause so vielen anderen Singer-/Songwritern um Lichtjahre voraus ist.
Natürlich haben sich Dinge im vergleich zum Debüt geändert. Wo "Resolutions" noch sehr bunt wirkte und der Loved-Ones-Frotmann auf seinem ersten Solo-Trip noch teils munter zwischen Tempo und Stil wechselte - was allerdings auch einen Großteil des Charmes der Platte ausmachte - ist "Devour" deutlich homogener; alles bewegt sich in einem engeren Rahmen von Songwriter-Rock und Folk, auch wenn tieftraurige Momente ebenso vorhanden sind wie beschwingte Hymnen. Zudem hat Hause bei Komposition und Arrangements deutliche Fortschritte gemacht, die Stücke wirken alle etwas komplexer, glücklicherweise ohne dass dabei Wirkung und Emotion leiden würden. Andererseits macht das "Devour" auch zu einem berechnabereren Album, das nun den schon früher gebrachten Springsteen-Vergleich fast durchgängig verdient.
Sollte aber keinen stören, solange die Songqualität so gut ist: Das vorab veröffentlichte "We Could Be Kings" ist vielleicht der Song, der einen am schnellsten gefangen nimmt, aber "Devour" steckt voller Hits: Ders textlich düstere, aber musikalisch Party-taugliche Uptempo-Hit "Autism Vaccine Blues", das kuschelig-traurige "Same Disease", das wunderschöne "The Great Depression": "Devour" ist fast durchgängig großartig. Und wird in einer gerechten Welt dafür sorgen, dass Dave Hause bald genauso viel Zuspruch bekommt wie Gaslight Anthem oder Frank Turner.