Wenn einem das Debüt-Album einer bis dato noch unbekannten Kapelle ins Haus flattert, hat man ja immer die Hoffnung, da etwas total tolles in die Finger zu bekommen. Die Erfahrung lehrt einen aber über die Jahre, das extrem positive Überraschungen dann doch eher die Ausnahme sind. Noch viel seltener ist allerdings so etwas wie „Touché and Go“ - ein Debüt nämlich, für das "positive Überraschung" eine grandiose Untertreibung darstellt. Was Dieter Jackson, übrigens bestehend aus Mitgliedern von Affenmesserkampf, Chuck Bass und Ex-Bad Days, hier zusammen zimmern, ist einfach grandios - mit ansteckender Energie, vollgestopft mit tollen Melodien und qualitativ so jenseits solcher Kategorien wie "deutsche Nachwuchskapelle" wie nur irgend möglich.
Eigentlich verdient jeder Song eine eigene Erwähnung, weil Dieter Jackson im Grunde von Pop über Punk bis zur Garage alles von den Beach Boys bis zu den New Bomb Turks gekonnt verinnerlichen und zu einem stimmigen, mitreißenden Mix vereinen.
"Worst Case Scenario" etwa landet irgendwo zwischen Smoke Blow, Beatsteaks und Rocket From The Crypt, "Wake Up" ist wunderschöner, eingängiger Pop-Punk, der im Gegensatz zu so vielen anderen vermeintlichen Pop-Punk-Stücken genauso viel Gewicht auf den Pop wie den Punk legt - ein Wahnsinns-Ohrwurm mit ganz viel Sommer-Stimmung, der trotzdem kräftigt rotzt und rockt.
"Go Commando" ist dann Garagen-Punk mit hymnischem Refrain, Danko Jones lassen grüßen. Bei "Heading Underground" kann man sich in den Armen liegen, ganz so als wäre es eine Donots-Hymne mit Powerpop-Anleihen. Und wenn hier ständig Bandnamen als Vergleiche genannt werden, dann nicht, weil Dieter Jackson nicht eigenständig klingen würden - sondern nur um zu zeigen, an wie viel tolle Musik einen diese Platte erinnert.
Um es kurz zu machen: Der Rest der Scheibe, vom Rock&Roller "Big Bad Heart" über das groovende "See You Lose" bis zum Gute-Laune-Ausklang "High Tide", ist genauso toll. Kein Ausfall weit und breit. Ach ja, die Scheibe erscheint auf sehr schönem gelben und schwarzem Vinyl bei JanML Records in Kooperation mit Maja von Lobeck. Aber diese Scheibe braucht eigentlich keinerlei zusätzliche Anreize, um uneingeschränkt empfohlen zu werden - selbst wenn sie auf dem hässlichsten Vinyl gepresst wäre, das die Welt je gesehen hat, würde das an meiner Begeisterung für das Album nichts ändern.