In letzter Zeit ging es, wenn über Lemmy berichtet wurde, ja aus gegebenem Anlass leider meist um die angeschlagene Gesundheit des Motörhead-Aushängeschildes. "Aftershock", das neue Motörhead-Album, wirkt da fast wie eine Aufforderung von Lemmy, sich nicht so viele Sorgen zu machen - die Platte ist nämlich nicht nur wieder verdammt gut geworden, sondern ein ganzes Stück energetischer, schneller und härter als der Vorgänger.
Schon der rotzige Opener "Heartbreaker" ist ein flinker, verdammt eingängiger Kinnhaken, der folgende Dicke-Hose-Rocker "Coup De Grace" hat zuwar kurze Midtempo-Groove-Einlagen, strotz aber trotzdem nur so vor Kraft und Wucht. Erst bei "Lost Woman Blues" geht man kurz vom Gas und - der Name ist Programm - gibt sich betont lässig und bluesig, natürlich trotzdem mit voller Whiskey-Note. Und gleich danach bei "End Of Time" wird wieder kräftig aufgedreht. Und wieder ein Ohrwurm erschaffen.
Denn auch das zeichnet "Aftershock" aus: Die Scheibe ist nicht nur wieder direkter und schneller, sondern hat auch deutlich mehr Hits zu bieten als der Vorgänger.
Ein bisschen Diskussionsstoff liefert "Aftershock" zwar auch: Das ruhige "Dust And Glass" wird manchem zu balladesk und pathetisch, das fast schon Glam-artige "Crying Shame" mit seiner Klavier-Einlage manchem zu aufgesetzt wirken. Aber das sind Kleinigkeiten, an denen man sich nicht stören sollte - musikalisch und stimmlich ist "Aftershock" mal wieder Motörhead in absoluter Bestform - keine Spur von Krankheit oder Schwäche und energetisch auch ganz weit weg von dem, was so allgemein als "Alterswerk" bezeichnet wird.