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Donnerstag, 31. Oktober 2013

V/A - The Songs of Tony Sly: A Tribute (Fat Wreck)

Ich weiß es leider noch als wäre es gestern gewesen, wie ich im letzten Sommer Abends die SMS von meinem Chef bekommen habe, dass Tony Sly von uns gegangen ist. Die erste Tour, auf der ich jemals dabei war, war als ich Ransom im Sommer 2000 begleitete, als sie für NO USE FOR A NAME bei den Deutschland-Shows den Abend eröffnen durften. Und obwohl wir nur der kleine lokale Support für ein paar Shows waren, waren die Jungs großartig zu uns, nicht zuletzt Tony - und es gab kein Berlin Konzert von
ihnen, nach dem man nicht im Franken, der Kneipe in Kreuzberg, landete. Er war ein begnadeter Musiker und saunetter Typ.

Viele Weggefährten erweisen ihm jetzt die Ehre, die er verdient hat. Insgesamt sind es 33, wobei 26 auf der CD bzw. dem Vinyl gelandet sind und die restlichen 7 allen Formaten als digitaler Download beiliegen. Die Songs sind bunt gemischt aus seinem Schaffen, wobei geschätzte 60% von NUFAN sind, während der Rest von seinen Soloplatten stammt. Eines haben alle Beiträge gemeinsam, nämlich eine verdammt hohe Qualität; und fast alle Künstler spielen die Songs auch nicht nur nach, sondern geben ihnen eine eigene Note. So ist es auch nicht verwunderlich, dass viele seiner ruhigen Solonummern als Punkrock Version zu hören sind, während viele NUFAN-Songs eher ruhig dargeboten werden.

KARINA DENIKE (Ex-Dance Hall Crashers), die schon einige Duette mit Tony gesungen hat, macht mit einer wunderschönen traurigen Version von „Biggest Lie“ den Anfang, bei der die eh schon spärliche Instrumentierung sogar noch weniger hätte sein dürfen. Die MAD CADDIES stehen mit „AM“ dem genauso wenig nach, wie RISE AGAINST mit „For Fiona“, BAD RELIGION mit „Let it Slide“ oder PENNYWISE mit „Devonshire and Crown“. Vielleicht beim ersten Hören etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht weniger gelungen sind die Songs, die etwas aus der Reihe fallen, so wie die Mariachi-Version von „On the Outside“ von SNUFF oder OLD MAN MARKLEY, die aus dem „Feelgood Song of the Year“ eine 1a Country-Rockabilly-Nummer machen.

Um der Platte gerecht zu werden, müsste an dieser Stelle jeder einzelne Song und jede einzelne Band aufgezählt werden, dann alle machen ihre Sachen hervorragend, so dass es für mich keinen einzigen Ausfall gibt, höchstens eine Band, die einem mal mehr oder weniger gefällt. Herausragend und erwähnenswert sind sicherlich auch noch die Version von „Straight from the Jacket“ von ALKALINE TRIO oder auch die SWINGIN UTTERS, die „Not Your Saviour“ mit Streichern, Akustik-Gitarren und dem unverkennbaren dreckigen Gesang zum Besten geben. Bei „Toasters in the Bathtub“ kann ich auch nach dem 10. Hören nicht glauben, dass hier
wirklich ANTI-FLAG am Werk sind - wüsste ich es nicht besser würde ich sagen, sie haben Justin am Gesang ausgetauscht. Den krönenden Abschluss liefern JOEY CAPE & THE SCORPIOS mit „International You Day“ - also die Leute, mit denen Tony zuletzt mehr auf Tour war, als mit NUFAN.

Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage, dass „The Songs of Tony Sly: A Tribute“ das perfekt Tribute-Album ist, an dem sich ab sofort alle anderen Alben dieser Art messen lassen müssen. Man merkt, dass es bei der Auswahl der Künstler nicht um große Namen ging, sondern dass nur Weggefährten zum Zuge kommen und diese nicht mal nur schnell eine Coverversion runtergerockt haben, sondern sich viel Mühe bei den Songs gegeben haben. Da die Erlöse zudem an seine Frau und Kinder gehen kann es nur heißen: KAUFEN!

Text: Kai Wydra