Größenwahnsinnig oder sympathisch bekloppt? Trophy Scars entwickeln sich mit ihrem vierten Album immer mehr zu einer Band, die wahnsinnig viel, wenn nicht zuviel, will - die aber dadurch Songs von einer Extravagnz und Klasse erschafft, wie man sie in solcher Form eher selten zu hören bekommt. Schon die Hintergrundgeschichte ist wirr: Als Grundlage für das Album diente wohl ein 35-seitiges Drehbuch, zudem wollte man zunächst eigentlich ein Doppel-Album herausbringen. Am Ende ist es dann doch "nur" eine scheibe geworden, mit zwölf Songs und satten 55 Minuten, die aber so vollgepackt sind mit Ideen und Stimmungswechseln, wie es auf einer einzelnen Platte selten der Fall ist.
Der Opener "Extant" gibt sich noch verträumt und wattig, weibliche Ohohs unterstreichen das psychedelisch-hymnische Moment. Bei "Qeres" zeigt man dann schon, dass man Postcore-Ausbrüche immer noch zu schätzen weiß, will sich aber auch nicht so recht festlegen und kombiniert Biffy Clyro-artige Orchestration mit Mike Patton-Durchgeknalltheit. "Archangel" will zum Piano in die Blues-Bar und lässt schunkeln, "Burning Mirror" gibt sich erst bedrohlich und gibt sich dann dem Lärm hin, "Chicago Typewriter" suhlt sich in morbiden Todesphantasien.
Wem das jetzt alles viel zu anstrengend klingt sei gesagt: "Holy Vacant" ist keines von diesen Alben, die aus Prinzip experimentell sind - die Band kann und will viel, verliert aber den Song nie aus den Augen. Zudem gibt es immer wieder großartige melodische Momente, wer Hits will, findet sie hier immer wieder. Zumindest ein paar Sekunden lang. Einfach ist das alles nicht. Unspektakulär aber ebensowenig.