Wäre "Famous Graves" irgendwann in den Neunzigern erschienen - die Scheibe wäre wahrscheinlich nicht weiter aufgefallen auf Grund zu vieler ähnlich klingender Platten. Anno 2014 aber sind die Cheap Girls (bei denen natürlich wie so häufig in solchen Fällen trotz des Band-Namens nur Typen dabei sind) eine Ausnahmeerscheinung - und zwar eine richtig tolle.
2007 gründete sich die Band, bestehend aus den Brüdern Ben und Ian Graham sowie Gitarrist Adam Aymor, und seitdem ist man auf den Spuren zahlreicher Indie-, Grunge- und Alternative-Bands unterwegs. Wer will, kann die Cheap Girls durchaus mit Kapellen der Marke Counting Crows und Soul Asylum vergleichen, genausogut würden sie aber auch auf eine Reunion-Tour zusammen mit den Smoking Popes, Lemonheads und Replacements passen; die Schrammel-Gitarren, die angenehm eingängigen und melancholischen Harmonien und dazu noch das tolle (und irgendwie an Neil Young erinnernde) Sänger-Organ machen dieses Album zu einem echten Kleinod.
Von den zehn Songs sticht keiner besonders heraus, aber jeder für sich ist ein kleines Highlight: Der tolle Opener "Slow Nod", das traurig-schöne "Knock Me Over", das Radio-poppige "Pure Hate" oder das hymnische "Splintered" sind nur vier gute Beispiele von zehn durchgängig gelungenen Songs. Das wissen auch andere gute Bands zu würdigen: Cheap Girls gehen in kürze mit The Hold Steady auf Tour, mit Against Me! war man schon unterwegs - und deren Frontfrau Laura Jane Grace hat übrigens auch das dritte Album der Band, Giant Orange, aus dem Jahre 2012 produziert.
Wer bei den oben genannten Bands und der Erinnerung an 90er-Indie-Pop-Punk-Grunge einen Hauch von Melancholie spürt, tut jedenfalls gut daran, hier reinzuhören.