Ill Nino gehören zu den wenigen Überlebenden der New Metal-Schwemme rund ums Jahr 2000 - und haben sich damit über die Jahre nicht nur ein Fleißbienchen verdient, sondern auch eine durchaus konstante Anhängerschar bei Laune gehalten. Die wird wahrscheinlich auch "Till Death, La Familia" wieder gut finden - was einerseits ganz leicht, andererseits dann aber doch schwer fällt. Das neue Album wirkt nämlich so, als hätte die Truppe auf ihre alten Tage doch nochmal die Brechstange für den großen Durchbruch rausgeholt; so viel Anbiederung gab es in den letzten Jahren nicht.
Schon der Opener "Live Like There's No Tomorrow" setzt zum Sprint aufs Radioprogramm an: Höchst melodischer Metal trifft auf Alternative-Anleihen und landet irgendwo zwischen späten In Flames und aktuellen Linkin Park. Oder I'm Not The Enemy - Strophe von Disturbed, Refrain von Creed. Und der Kinderchor-artige Einstieg von "Blood Is Thicker Than Water" muss auch erstmal verarbeitet werden - wobei er zugegebenermaßen ja doch irgendwie Genre-treu ist, ähnliches hatten POD ja einst mit "Youth Of The Nation" auch fabriziert. Zudem hat man noch ein paar Elemente reingepackt, die vermeintlich gerade hip sind; viel Elektro-Stakkato etwa, was immer wieder uninspiriert an Enter Shikari denken lässt.
Als würde man auf einmal dann doch ein schlechtes Gewissen bekommen, wird später - vor allem in der zweiten Album-Hälfte - doch wieder auf Härte gesetzt und Metalcore zitiert. Von den der Band ganz eigenen Latino-Momenten gibt es diesmal nicht viel, dafür aber eben sehr viele sehr klebrige - teils unbestritten aber auch durchaus gute - Melodien. Eine irgendwie durchwachsene Angelegenheit; da hatte die Band in den letzten Jahren irgendwie angenehmeres zu bieten.