Wenn eine Band im Vorfeld immer wieder betont, wie sehr ihr neues Album "back to the roots" gehen würde, ist erstmal Skepsis angesagt. Meist bedeutet das ja nicht viel mehr, als dass man hofft, die alten Fans nochmal aus dem Winterschlaf zu holen und zum Kaufen zu animieren, weil die letzten Jahre wahlweise nicht sonderlich erfolgreich waren oder es aber auch überhaupt kein Lebenszeichen gab.
Bei Millencolin trifft vor allem letzteres zu: Fast acht Jahre gab es keine neue Veröffentlichung - die einstigen Vorreiter des schwedischen Melodycore hatten anderes und besseres zu tun, etwa diverse Nebenprojekte, Produzentenjobs, Betätigungsfelder abseits der Musik.
Können sie es trotzdem noch? "True Brew" beantwortet diese Frage zwar nicht mit einem Knall, aber doch mit einem satten Kopfnicken: Die Örebrö-Connection weiß weiterhin, wie amtlicher Punkrock zu klingen hat. So richtig old school ist die Scheibe zwar nicht - es geht weder zurück zu Life On A Plate-Zeiten, noch hat man ein zweites Pennybrige Pioneers erschaffen. Aber man erspart dem Hörre dafür auch jeglichen Balladen-Ballast, Stadion-Pop und Midtempo-Rock: True Brew hat durchgängig hohes Tempo und Energie.
Ein bisschen erinnert die Scheibe an die letzten Bad Religion-Platten: Die Chöre im eröffnenden "Egocentric Man", der erhobene Zeigefinger in "Autopilot Mode", das hymnische "Perfection Is Boring": Die Stücke könnten allesamt auch von Gurewitz und Graffin stammen.
Dazu kommen die etwas fröhlicheren und Party-tauglicheren Stücke wie "Chameleon" oder "Bring You Home", und fertig ist ein rundum gelungenes Comeback. Zwar nicht das beste Album der Band - aber auch ganz sicher nicht ein bemitleidenswertes Alterswerk.