Mit ihrem zweiten Album "Hyperalgesia" legen es Victorian Halls darauf an, groß durch die Decke zu gehen - die Platte schreit förmlich nach Radio, großen Arenen und kreischenden Massen. Wobei Ambitionen nicht per se schlecht sind, und die Band kann durchaus was.
"Scarlets" etwa lässt an Hochphasen von Panic At The Disco denken: Die Grundlage ist schon irgendwie Pop-Punk, dazu kommen aber Indie, Pop, Theater-Theatralik, Piano und verzerrte Stimme, fertig ist ein ebenso ambitioniertes wie abwechslungsreiches Stück. Allerdings schiebt die Band den Schieberegler danach fröhlich weiter in Richtung Bombast: "Dissolution" ist mit seinem Elektro-Pop-Kitsch und massiver Stadion-Nähe Stoff für Fans von The Killers; zugegebenermaßen aber auch ähnlich eingängig.
Wo bei diesen Stücken die Hit-Ausbeute der Band noch recht gibt, wird es danach zunehmend beliebig: "Tonight Only The Dead" ergänzt den Sound um einen austauschbaren Dance-Beat, "Liars" versucht den Spagat aus Ballade und MCR-Herzschmerz, "Home" versumpft in Zuckerwatten-Melancholie. Und als wäre die Band sich bewusst, dass man es zu diesem Zeitpunkt doch ein bisschen übertrieben hat, schiebt man mit dem debilen, aber unterhaltsamen "Most Firearms..." ein Stück in wilder Blood Brothers-Manier nach.
Da wäre insgesamt etwas weniger Drang zum großen Moment hilfreich gewesen - dass die Band tolle Songs schreiben kann, beweist die Platte nämlich durchaus. Nur eben leider immer nur sehr punktuell.