Was ist denn da passiert? Anscheinend wurde es den
Stanfields auf Dauer etwas zu eintönig an der Bar-Theke, „Modem Operandi“ ist
jedenfalls auf den ersten Blick eine doch deutliche Abkehr von den recht
geradlinigen Folk-Rock-Momenten der Vergangenheit. Allein der Opener „White Juan“
hat das Potenzial, alt-eingesessene Fans mal so richtig zu verunsichern: Da
kracht und scheppert es, wie es ansonsten nur bei dreckigen Garagen-Bands der
Fall ist.
Dabei ist „Modem Operandi“ keine komplette Abkehr der
eigenen Wurzeln: „The Marystown Expedition“ startet mit großen
Schunkel-Momenten, „Fight Song“ hat einen hymnischen Refrain, und auch später
noch gibt es die großen Momenten, die auch gestandene Männer zum Weinen bringen
– oder zumindest dazu, mit erhobenem Glas laut mitzusingen. Nur loten The
Stanmfields diesmal aus, wie weit sie ihre Songs tragen können – da wird zum
Ende hin mal kräftig gejammt, experimentell den Gitarren freien Lauf gelassen
oder eine gute Portion Verzerrer-Lärm drüber gestülpt.
Ist der erste Schock verwunden, kann das Album durchaus mit
Vielseitigkeit und Spaß am mutigen Experimentieren punkten. Wer seine
schottisch-irischen-Stadionhits am liebsten störungsfrei genießt, wird mit
diesem Album aber mit Sicherheit längst nicht so glücklich werden wie mit den
Vorgängern.