Da ist es also, das erste richtige neue Terrorgruppe-Album
nach dem vorübergehenden Ruhestand 2005, überraschender Reunion und erster EP.
Archi, Johnny Bottrop und Zip Schlitzer sind also zusammen mit den Neuzugängen Kid
Katze und Eros Razorblade so richtig wieder da, full time sozusagen, und hier
zumindest schon mal 14 Songs lang. Was die EP schon angedeutet hat, macht aber
auch das Album schnell klar: Die Terrorgruppe ist sich zwar grundsätzlich treu
geblieben – über zehn Jahre gehen aber auch an so einer Kapelle nicht spurlos
vorbei.
Natürlich war die Band schon immer bekannt für ihren Mix aus
Punk und Pop und diversen anderen Stilrichtungen, die gut zu Sound und Message
passten. „Tiergarten“ ist aber nochmal deutlich relaxter, eingängiger,
harmonischer – das hier ist weitgehend Power-Pop, oft entspannt und eher von
feinem Zynismus und weniger von bissiger Ironie durchzogen. Unterstrichen wird
das noch von den neuen, sehr präsenten Orgel-Sounds – Stücke wie „Schlechtmensch“
werden so zu zumindest musikalisch
entspannten Sonnenschein- und Gute-Laune-Nummern.
Textlich hat man aber natürlich immer noch das Messer
zwischen den Zähnen – die Gesellschaftskritik ist nämlich vielleicht nicht mehr
so provokant und auch viel weniger plakativ als früher, aber immer noch mehr
als deutlich. Wenn es um rechtes Gedankengut, Pegida, Gentrifizierung und alle
diese Themen geht, bezieht man eindeutig, aber oft für
Terrorgruppen-Verhältnisse auch überraschend subtil Stellung – man nehme etwa einen
Song wie „Maximilian“, der ein paar grandiose Wortwitz-Momente bereit hält.
In dem Zusammenhang macht auch ein Gastauftritt von Tarek (KIZ) im Song „Schmetterling“
inhaltlich Sinn – „Tiergarten“ ist eines dieser Alben, das zwar durch und durch
Punkrock ist, aber das nicht unbedingt durch Tempo oder harte Riffs unterlegen
muss. Ob die Scheibe bei den Fans mal einen ähnlichen Stellenwert haben wird wie frühe Glanztaten bleibt
zwar abzuwarten – eine gelungene Reunion
ist das aber allemal geworden.