Man war gespannt, optimistisch, voller Vorfreude – Blink 182
kehren zurück, und statt Tom DeLonge ist nun Matt Skiba an Bord. Kann doch
eigentlich nur toll werden, oder? Die Antwort darauf ist deutlich
unspektakulärer als erwartet: „California“ ist ein gutes Pop-Punk-Album
geworden – aber weder spannend, überraschend noch wirklich großartig. Warum? Da gibt
es gleich eine ganz Reihe von Gründen.
Der erste: Der Einstieg von Skiba erfolgt geräuschloser, als
man erwarten durfte. Nicht nur, dass er der Band nicht seinen Stempel aufdrückt
– es fällt ihm sogar schwer, überhaupt eine neue Facette hinzuzufügen. Sein
ganz besonderes Organ mag bei Alkaline Trio Songs für die Ewigkeit garantieren,
bei Blink182 ist er nur ein kleiner und eher unauffälliger Kontrast zu Hoppus.
Dann das Songwriting: Blink 182 klingen, wie sie vor über zehn Jahren geklungen
haben – und zwar so extrem, dass man immer wieder das Gefühl hat, die Band
würde sich selbst zitieren. Den Anfang von „Adam’s Song“ etwa verwendet man
gefühlt gleich mehrfach auf der neuen Scheibe.
Und dann kommt noch hinzu, dass man praktisch keinerlei Experimente
wagt. Ja, es gibt den thematischen Überbau mit Kalifornien und seinen
Schauplätzen – spannend inszeniert ist der aber nicht. In „Los Angeles“
versucht man mal kurz die große Pathos-Bühne und kreiert einen etwas
großkotzigen Moment irgendwo zwischen späten Good Charlotte und AFI, in „No
Future“ setzt man auf extrem simplen Mitgröhl-Punk – würde das Riff etwas
rotziger und die Stimme etwas Whiskey-getränkter sein, das Stück wäre eine
typische Bar-Streetpunk-Singalong-Nummer.
Dazwischen gibt es aber eben das in Massen, wofür man Blink 182 kennt
und gegebenenfalls auch schätzt: Einige melancholisch-poppige Momente wie „Home
Is Such A Lonely Place“, ansonsten vor allem viele eingängige, schöne Ohrwürmer
– „Bored To Death“, „Rabbit Hole“, „San Diego“ sind allesamt Hits. Aber eben
keine Hits für die Ewigkeit, sondern maximal für diesen Sommer. Das ist nichts
schlechtes – aber vielleicht ist DeLonge als fehlendes Puzzle-Stück zu Barker und Hoppus
dann doch entscheidender dafür, aus guten Pop-Songs großartige zu machen, als
es viele zuletzt angenommen hatten.