Die Laune war auch schon mal besser: Nachdem Sondaschule zu
früheren Zeiten zwar auch immer ein bisschen politisch waren, Spaß und Punkrock
aber meist im Vordergrund standen, ist „Schere, Stein, Papier“ eine doch
überraschend düstere und zynische Angelegenheit geworden. Der Opener „Amsterdam“
mag noch als locker-entspannte Offbeat-Hymne durchgehen, schon ab „Waffenschein
bei ALDI“ wird aber klar, dass die Band massiv am Geisteszustand großer Teile
unserer Gesellschaft zweifelt. Alltags-Rassismus ist omnipräsent, der Wunsch
vieler, sich abzuschotten und die Grenzen dicht zu machen mehr als deutlich –
genug Stoff, um viele Texte darüber zu schreiben.
Die Beweggründe der Band sind mehr als nachvollziehbar, die
Umsetzung beraubt die Band aber einiger ihrer Qualitäten – Sarkasmus statt
Ironie sorgt dafür, dass es schwer fällt, in die Songtexte einzustimmen – „wer
uns hier nicht passt der fliegt raus“ ist eben nicht die Art von Ohrwurm-Zeile,
die man gerne mitsummt. Das niedrige Tempo plus die höhere Portion Pathos
verhindern, dass die Stücke richtig mitreißen. Die Laune der Band ist
nachvollziehbar, wo bei anderen Wut und Enttäuschung einen positiven Effekt auf
die musikalische Qualität haben, scheint sie trotz aller guten Absichten
musikalisch hier eher zu lähmen.