Schon Ende letzten Jahres ist das zweite Album von Hey Ruin
erscheinen, manchmal macht es ja aber auch Sinn, Platten erstmal ein bisschen
wirken zu lassen, bevor man dazu ein paar Worte verfasst. Und im Falle von „Poly“
ist die Langzeitwirkung definitiv beeindruckender als der erste Hördurchlauf.
Bei dem könnte man nämlich denken: Okay, noch eine Band wie Turbostaat, Love A
und Captain Planet. Vielleicht mittlerweile mit weniger Punk und deshalb weniger
Wumms.
Mit etwas Abstand merkt man dann aber, dass vielleicht genau
da auch die Stärke liegt: „Poly“ ist eben nicht direkt straight und zackig,
sondern etwas komplexer und in seinen Ausprägungen schwankender. Das ist
manchmal schon blumig poppig, fast schon kunstvoll. Um dann später in einer
schwelgenden Hymne zu münden.
Der Titelsong ist da so ein Beispiel – rauscht am Anfang oft
vorbei, und später fragt man sich dann wieso man nicht gleich erkannt hat wie
mitreißend das Stück ist. Und dann wird klar, dass „Poly“ natürlich nicht
besser klingt als Turbostaat oder Love A – eben, weil die Band eine deutlich
andere Richtung einschlägt und der Vergleich massiv hinkt.