Donnerstag, 12. September 2013

Someone Still Loves You Boris Yeltsin - Fly By Wire (Polyvinyl)

Wer seiner Band einen möglichst komplizierten oder ausgefallenen Namen gibt, muss damit rechnen, dass das auch mal ganz ungeahnte Folgen haben kann. Bestes Beispiel sind Someone Still Loves You Boris Yeltsin. Die US-Truppe wurde tatsächlich von der Boris Yeltsin Foundation nach Russland eingeladen, konnte da ein Festival spielen und traf enge Freunde des Namensgebers - einfach, weil die Verantwortlichen eine Weile im Internet gesucht hatten und auf die Band gestoßen waren. Sänger Phil Dickey kommentierte das mit den Worten: "I used to joke that we would break up if Boris Yeltsin ever found out about our band. So I figured this was either the death or rebirth of the band."

Wie man unschwer am Vorhandensein dieses Reviews erkennen kann, hat sich die Band für letzteres entschieden und den Weg der Wiedergeburt gewählt. Passend dazu wurde für Album Nummer Vier auch gleich wieder der Aufnahmeort aufgesucht, den man schon fürs Debüt genutzt hatte, nämlich das Elternhaus von Gitarrist Will Knauer. Und auch wenn es pathetisch klingt: Vielleicht ist genau das der Grund, warum sich "Fly By Wire" so anhört, als würde man in einem gastfreundlichen Zuhause voller Herzlichkeit aufgenommen.

Der grundsätzliche Sound ist zwar der gleiche, die Band spielt weiterhin Indie-Pop, der einen immer wieder an die ähnlich verträumt-melodiösen The Shins dneken lässt. Allerdings ist "Fly By Wire" nochmal ein Stück wärmer, flauschiger, gemütlicher. Viele Uhuhuhs, melancholische Refrains, mmitsingbare Strophen und Gute-Laune-Riffs bestimmen Song für Song, ganz selten geht es auch mal mehr ins Uptempo und aus Indie-Pop wird Indie-Rock - was dann aber natürlich auch wohlig eingängig klingt.

Das mag am Ende für manche fast schon zu viel zuckrige Kuscheldecke sein; ändert aber nichts daran, dass es für anstehende kalte Herbsttage kaum etwas besseres gibt.