Montag, 29. Oktober 2012

We Are The Ocean im Interview

Größere Melodien, noch mehr Pathos, noch mehr Hymnen - We Are The Ocean führen auf ihrem dritten Album den schon auf Platte Nummer 2 vollzogenen Stilwechsel fort und setzen ihn konsequent weiter um. Kurz vor Album-Release trafen wir die Band zum Interview bei einer Akustik-Show im Ramones Museum in Berlin - und sprachen neben der Musik natürlich unter anderem auch über den rausgeworfenen zweiten Sänger.


Ihr spielt heute abend eine Show im Ramones-Museum, und zwar akustisch - soweit ich weiss, ist das für Euch aber keine neue Erfahrung, weil Ihr sowas in UK häufiger macht....

Jack: Naja, das stimmt so nicht ganz - Liam zum Beispiel hatte schon mehrere Akustik-Shows, mit der kompletten Band haben wir allerdings erst eine solche Show gespielt.

Und wie lief die?

Jack: Ziemlich gut. Klar, es ist schon eine Umstellung, und man muss sich vorher überlegen welche Songs man am besten in die Setlist aufnimmt. Auf der anderen Seite enstehen unsere Songs eben doch oft zunächst auf Akustik-Gitarren - und dann ist es auch immer möglich, sie wieder so zu spielen.

So wie es aussieht, wird die Show heute abend recht voll werden. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass alle - Plattenfirma, Promoter, Fans - recht aufgeregt und optimistisch sind, was Eure neue Platte angeht. Fühlt Ihr auch so?
Alfie: Naja, ich will ungern so Sachen sagen wie: "Das wird unser Durchbruchsalbum". Aber wir können alle definitiv bestätigen, dass wir sehr glücklich über das neue Album sind, weil es eben genauso geworden ist, wie wir es uns gewünscht haben. Und insofern sind wir auch zuversichtlich, dass die Platte gut ankommt. Aber das liegt dann letztendlich natürlich an den Hörern, nicht an uns.

Generell finde ich es beeindruckend, wie schnell sich Euer Sound entwickelt hat - in nur wenigen Jahren hat er sich doch deutlich verändert. Gibt es da Eurer Meinung nach eine schlüssige Erklärung für?

Alfie: Ich glaube, dass das einfach ganz natürlich ist. Wenn man ständig Songs schreibt und auf Tour ist, entwickelt sich das Songwriting, und dann entstehen eben ganz andere Sachen als noch 5 Jahre zuvor.

Naja, andererseits gibt es Bands, die seit 20 Jahren ununterbrochen Songs schreiben und stilistisch immer noch dasselbe machen wie am ersten Tag.

Alfie: Stimmt natürlich. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass wir sehr jung waren, als wir die Band gegründet haben - und in den letzten Jahren eben reifer geworden sind, viel dazu gelernt haben. Auch unser Anspruch an die Songs hat sich geändert, und das alles führt dann eben zu dieser Entwicklung.

Interessant finde ich persönlich, dass Eure Fans diese Entwicklung größtenteils mit machen. Nach der Veröffentlichung der zweiten Platte gab es zwar ein paar Kommentare der Art "Früher klangt ihr wie Alexisonfire, jetzt wie Seether", im großén und ganzen scheint Euer Publikum aber zu mögen, wie Ihr euch entwickelt.
Jack: Ja, das finden wir auch großartig. Klar, es gibt immer ein paar Leute, die sagen, dass früher alles besser war, die das Geschrei vermissen. Aber auf der anderen Seite ist es doch so - ein guter Song ist einfach ein guter Song, völlig egal in welchem Stil. Und ich glaube wer wirklich Musik schätzt, sieht das halt ganz genauso.

Habt Ihr trotzdem ein bisschen Angst vor den Reaktionen der alten Fans, wenn jetzt die neue Platte kommt?


Jack: Nein, haben wir nicht. Ich denke auch, dass der Sprung von der ersten zur zweiten Platte schon groß war, von der zweiten zur dritten jetzt aber nicht mehr so sehr - ich finde das neue Album baut schon logisch auf dem letzten auf. Aber auch wenn jemand das anders sieht, ist das ja völlig ok - wir zwingen ja niemanden, unsere Songs zu mögen.

Es stimmt schon, dass die neue Platte auf der zweiten aufbaut - aber ein paar Sachen sind dann doch anders. Zum Beispiel gibt es viel mehr Stadion-taugliche Chöre - "Machine" etwa wirkt auf mich wie ein Song, der am besten von 80.000 Leuten gleichzeitig mitgesungen wird....

Jack: Haha, ganz ehrlich, da hätte ich kein Problem mit. Bei dem Song ist es halt so, dass Liam einen sehr persönlichen Text geschrieben hat, und der verlangte auch einen sehr emotionalen Song, deswegen wirkt das Stück so stark und hat dieses Hymnen-hafte. Und ganz ehrlich, wir freuen uns sehr darüber, wenn man das als Hörer ganz genaus wahrnimmt wie wir beim Schreiben des Songs.

Beim Titelstück hingegen musste ich ein wenig an Soundgarden denken - das eröffnende Riff hat diesen typischen 90er-Grunge-Sound....

Jack: Hm, da weiß ich nicht so recht was ich sagen soll. Wir mögen zwar viele Bands aus den Neunzigern, wenn wir ehrlich sind gehören Soundgarden aber nicht unbedingt dazu.

Welche Bands sind es dann eher, die Euch beeinflusst haben?

Jack: Ach, viel zu viele, um sie alle hier zu nennen. Aber eben auch ganz sicher 90er Sachen von Radiohead, Oasis....

Oasis sind auch ein gutes Stichwort: Der Song "Pass Me By" hat diesen Oasis-Vibe, und hätte mit seiner Feelgood-Atmosphäre irgendwie auch auf das letzte Noel Gallagher-Album gepasst....

Jack: Den Vergleich wiederum hören wir durchnaus öfter mal. Bei dem Song singt Alfie übrigens auch....

Alfie: Ja, und wenn Du sagst dass der Song eine positive Atmosphäre rüberbringt, bin ich total happy, genau das sollte er nämlich auch.

Wenn wir gerade bei dem Thema zweiter Sänger sind - auch wenn es Euch nervt, würde ich natürlich gerne über Euren Shouter Dan reden, der die Band vor ein paar Monaten verlassen hat. Ist das ok?

Jack: Ja, können wir verstehen, nur zu.

Was mich verwundert: Ihr habt die Trennung kurz vor dem Sommer bekannt gegeben. Zu dem Zeiptunkt waren doch aber die Songs fürs neue Album schon praktisch fertig. Wusstet Ihr also in Wirklichkeit nicht schon viel früher, dass Ihr Euch trennt?

Jack: Nein, nicht wirklich. Es stimmt, die Songs waren allesamt schon recht weit. Allerdings wäre Dan auch erst ganz am Ende der Aufnahmen dazu gekommen, um seine Parts zu singen. Schon in der Phase davor hatte sich aber abgezeichnet, dass Dan vielleicht nicht mehr lange dabei ist.

Aber ein bisschen komisch ist das trotzdem - die neuen Songs klingen ja zu keinem Zeitpunkt so, als gäbe es da noch leere Stellen, wo Dans Stimme dazu gepasst hätte....

Jack: Da gebe ich Dir recht, aber wahrscheinlich hat das den ganzen Prozess noch beschleunigt, weil wir eben auch nicht das Gefühl hatten, dass den Stücken noch etwas fehlt.

An vielen Stellen war zu lesen, dass Dan lieber als Bandmanager arbeiten würde und Euch jetzt auch managt - was aber nicht stimmt, oder?

Jack: Naja, es stimmt, dass er sich aufs Management konzentrieren wollte und dass er da seine Zukunft sieht. Und er hat auch bei uns das Bandmanagement gemacht, solange er noch in der Band war. Aber nach der Trennung waren wir auch der Meinung, dass es erstmal keinen Sinn macht, wenn er als Bandmanager für uns arbeitet.

Wie waren denn die ersten Live-Shows ohne ihn, etwa die Warped Tour - ganz normal, oder war es schon komisch, einen Mann weniger auf der Bühne zu haben?

Tom: Zu Beginn war es schon seltsam, weil wir so viele Konzerte im alten LineUp gespielt hatten, dass es sich doch komisch anfühlte. Aber das hat sich dann nach ein paar Konzerten gegeben.

War die Warped Tour denn eine gute Erfahrung?

Tom: Oh, absolut. Es war ja erst unsere zweite US-Tour, wir hatten aber schon das Gefühl, dass uns deutlich mehr Leute kannten als beim ersten Mal. Und dass wir überhaupt so viel Zuspruch bekommen haben ist schon Wahnsinn - in den USA gibt es schon so unglaublich viele Bands, dass man eine weitere aus UK eigentlich nicht unbedingt braucht.....

Auch in Deutschland scheint Eure Popularität stetig zu steigen - die Nachfrage nach den Shows ist groß, und als ihr kürzlich Euer neues Video veröffentlicht habt und das wegen der GEMA-Problematik in Deutschland nicht verfügbar war, gab es einen großen Sturm der Entrüstung....

Jack: Ohja, Deutschland ist super zu uns, und das Video war wirklich blöd - und hat dafür gesorgt, dass wir erstmals einen komplett deutschen Text auf unserer Facebook-Seite veröffentlicht haben, um das zu erklären.

Wer hat den deutschen Text denn geschrieben? Er war nämlich komplett fehlerfrei, also offensichtlich nicht mit Babelfish übersetzt....

Jack: Haha, danke. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht wer den geschrieben hat. Aber ich hoffe dass diese ganze Rechte-Problematik nicht Überhand nimmt, sonst müssen wir solche Statements bald in unzähligen Sprachen veröffentlichen.....

Noch ein paar letzte Worte?


Jack: Nur die üblichen - danke für den Support. Und hört Euch alle unser neues Album an und kommt zu den Shows, wir wissen es wirklich zu schätzen!