Montag, 2. Juni 2014

Masked Intruder - M.I. (Fat Wreck)

Immer wieder beeindruckend, was Fat Mike für ein gutes Händchen bei der Auswahl der Bands für sein Label hat. Als er Masked Intruder unter Vertrag nahm und zunächst einmal ihr Debütalbum wiederveröffentlichte, war das eben eine Neuauflage einer nicht überragenden, aber durchaus soliden Punk-Platte. Aber der NOFX-Boss sah wahrscheinlich schon damnals das Potenzial der Jungs - und das kommt auf dem Zweitling "M.I." tatsächlich voll zur Entfaltung. Um es vorweg zu nehmen: Wir haben zwar erst Juni - aber in Sachen Pop-Punk wird es sehr schwer werden, dieser Scheibe in diesem Jahr noch den Rang abzulaufen.

Das Quartett mit den bunten Ski-Masken macht dabei gar nichts neu, im Gegenteil - sie beschränken sich auf ganz klassischen Pop-Punk, zitieren Queers, Ramones, Screeching Weasel, Nerf Herder und die anderen Verdächtigen. Es gibt keine Experimente, kein Abweichen von der klassischen Strophe-Refrain-Struktur, keine Songlängen über 3 Minuten. Textlich geht es vor allem um Mädels und Probleme mit den Gesetzeshütern - alternativ auch um Mädels, mit denen man gemeinsam Probleme mit den Gesetzeshütern hat.

Wer aber glaubt, dass das eintönig ist, kann die Scheibe nicht gehört haben; das hier ist ein Hit-Feuerwerk von unfassbar hoher Qualität. Mehr zuckersüße Sommer-Hits, mehr Bubblegum-Appeal, mehr Ohrwurm-Highlights gehen kaum. Warum einzelne Stücke herauspicken, wenn jeder Song großartig ist? Das tolle "The Most Beautiful Girl" kann zum Anfüttern dienen, aber "I Fought the Law", "Crime Spree", "Saturday Night Alone" oder "When I get Out" sind allesamt keinen Deut schlechter. Wer auch nur ein bisschen Herz für wunderschöne Melodien hat, wird in die Handclaps einstimmen, die zahllosen Ohoh-Chöre mitsummen, die tollen Refrains mitsingen.

Und dann auch die zahllosen Motown- und DooWoop-Einflüsse begeistert abfeiern - eine Acapella-Nummer wie "Almost Like We’re Already In Love" werden in dieser Qualität nicht viele andere Pop-Punk-Bands hinbekommen, eine so romantische Hymne wie "Stars" würde - wenn die Leute noch Kassetten aufnehmen würden - auf unzähligen Mixtapes für die Angebete ganz am Anfang landen.

Klingt nach überschwänglicher Schwärmerei? Ist es auch. Aber auch sowas von verdient. "M.I." mag vielleicht einen etwas einfallslosen Titel haben - aber das ist auch der einzige Kritikpunkt, den man an dieser Wahnsinns-Scheibe äußern kann.