Es ist die alte Geschichte: wenn eine Band erstmal ein absolut überraschendes Erfolgsalbum aufgenommen hat - eine Art Konsens-Platte, die vom Punkrocker bis zum Emo- und Indie-Jünger jeden glücklich macht - kann das Nachfolgealbum eigentlich nur scheitern. Die Menzingers sind also selbst schuld: Wer eine Platte wie "On The Impossible Past" raus bringt, braucht sich nicht zu wundern, wenn der Nachfolger erstmal enttäuschte Gesichter nach sich zieht. Aber man sollte vorsichtig sein, zu schnell zu urteilen: "Rented World" ist vielleicht keine so große Überraschung wie der Vorgänger, und ja, die Platte ist zahmer, vorhersehbarer, braver. Aber trotzdem großartig. Man muss ihr nur ein bisschen Zeit geben.
Für den Opener gilt das noch nicht: "I Don't Wanna be An Asshole Anymore" hat alles, was die Menzingers zu einer so großartigen Band macht. Ein hymnischer Refrain, eine tolle Melodie, Punk- und Rock-Spirit, die nötige Portion Rotz und trotzdem die der Band eigene Stadion-Tauglichkeit. Danach agiert man allerdings meist im Midtempo, wird glatter, bricht nur noch selten aus der einmal gewählten Rock-Formel aus. Wenn sich trotzdem nicht der Gaslight Anthem-Effekt einstellt, liegt das daran, dass die Menzingers immer ihre eigene Note behalten. Unter all den schönen und eingängigen Momenten bleibt immer das gewisse etwas erhalten - da ist immer noch eine Ecke und Kante, die standardisiertem Radio-kompatiblem Sound abgeht.
"The Talk" etwa - so simpel, und doch singt man ganz schnell mit erhobener Faust "I Never Loved You Anyway" mit; viel besser kann man Pop-Punk nicht auf den Punkt bringen. "Where Your Heartache Exists" klingt als wäre es 1994 und Weezer würden gerade ihr blaues Album aufnehmen, charmant und noch nicht komplett geschliffen eben. Und auch wenn es melancholisch wird, bleibt der Kitsch-Regler unten: "In Remission" etwa hat einen tollen, trotzigen Jetzt-erst-recht-Sound, und selbst das ganz stille Schlussstück "When You Died" gelingt der Band bravourös.
Nein, ein zweites "On The Impossible Past" ist das hier nicht. Wer sich aber von dieser Erwartungshaltung löst und akzeptiert, dass die Band etwas tempo rausnimmt, bekommt erneut eine großartige Platte geboten - also nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen.