
Noch ein bisschen mehr kommen einem allerdings immer wieder NIN in den Sinn. Der Opener "The Sinking Night" etwa hat teils schon Industrial-artige Züge, damit könnte sich auch ein Trent Reznor anfreunden. Für das schon bekannte "I Hope You Suffer" gilt ähnliches, wieder bestimmen düstere, auch leicht Wave-infizierte Klänge das Bild; allerdings bleiben AFI trotz allem Mut zu neuen Tönen meist eben doch den klassischen Songschema von Strophe und Refrain treu und können sich auf ihr Händchen für eingängige Melodien verlassen - der Song ist trotz aller dunklen Atmosphäre und teils schleppendem Tempo auch ein ziemlicher Ohrwurm.
Überhaupt ist AFI durchaus bewusst, warum sie sich über die Jahre von der einstigen Punkrock-Band zur Stadion-füllenden Hymnen-Kapelle entwickelt haben - auf große, Abend-füllende Mitsing-Passagen muss also niemand verzichten. Egal ob "No Resurrection" mit seinen langen OhOhOh-Chören, "The Conductor" mit seinem fast schon Linkin-Park-artigen Pathos im Refrain oder "Heart Stops" mit sienem irgendwie Kinderlied-artigen Schema im Mittelteil, ihren Massen-Appeal verliert die Band ganz sicher nicht. Und wer will, kann sogar noch ein ganz bisschen von der Früh-Phase der Band und somit dezente Punk-Anleihen finden, allerdings wirklich in homöopathischen Dosen: "Wild" etwa ist trotz Synthesizer-Einsatz ein erfreulich rotziges, schnelles Stück, "17 Crimes" dann fast schon klassischer Pop-Punk.
Mit "Burials" erfinden sich AFI also nicht komplett neu, bleiben aber zumindest in einem gewissen Rahmen unberechenbar, überraschend - vor allem aber eingängig und Hit-lastig. Das reicht nicht für die Spitze der eigenen Discographie - aber durchaus wieder für ein sehr gutes Album.