"Gravedigger", "Naysayer", Broken Cross": Wer erstmal das grandiose Einstiegs-Trio des neuen Architects-Album gehört hat, wird jegliche eventuell vorab vorhandene Unsicherheit, ob die Briten nochmal ein richtiges Meisterwerk vorlegen würden, sofort ablegen. Anstatt sich nämlich zu überlegen, ob man stilistisch ähnlich brachial vorgeht wie zu "Hollow Crown"-Zeiten oder doch eher die Melodien der letzten Werke beibehält, finden die Architects den nahezu perfekten Mittelweg.
Der Opener schnetzelt sich technisch anspruchsvoll und aggressiv durch die Gehörgänge, um dann alle zum Chor zu versammeln - "Grave digger, there's blood on your hands, You built this empire on salt and sand" brüllt man spätestens ab Durchgang 2 mit. Ähnliches dann in "Naysayer": Es groovt, es begeistert mit anspruchsvollem Riffing, und doch bleiben Zeilen wie "Naysayer, hammer the nail" sofort im Ohr.
Und wer anfänglich trotz deutlich weniger cleanem Gesang immer noch motzt, dass die Architects mal härter waren, bekommt spätestens in "Broken Cross" die Gehörgänge durchgepustet. Auch hier, wie auch im ganzen Albumverlauf, sorgen aber ein paar atmosphärische zwischentöne für Abwechslung und eine sehr dichte, intemsive und düstere Spannung.
Eben das macht die Klasse dieser Band aus: Sie bietet einfache Zeilen zum Mitbrüllen ebenso wie Instrumenten-Parts, die den Metal-Feinschmecker überzeugen; wuchtige Aggressionsbolzen ebenso wie tiefgründige Zwischentöne und Wahnsinns-Melodien. Architects bleiben somit auch 2014 eine Band, die sich gekonnt zwischen die Stühle setzt und trotz extremem Sound die Massen begeistern kann - und mit "Lost Forever // Lost Together" der ohnehin schon tollen Discographie ein brachiales weiteres Highlight hinzufügt.
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