Fans von Comeback Kid streiten ja gerne darüber, welches Album der Band denn nun das beste ist. Die eine Fraktion wird natürlich niemals etwas auf den straighten Klassiker "Wake The Dead" kommen lassen, andere lieben das ungewöhnlichere "Broadcasting", und auch "Symptoms + Cures" hat seine Fürsprecher. Allen bisherigen Alben ist allerdings gemeinsam, dass sie einen ganz eigenen, durchgängigen Grundton haben - etwas, das Comeback Kid auf "Die Knowing" zum Teil aufgeben.
Was nicht heißt, dass es nicht auch gute Argumente gibt, diese Platte zum liebsten Album der Kanadier zu erklären; allerdings wirkt Album Nummer 5 längst nicht so aus einem Guss wie die Vorgänger, da hier verschiedene Elemente auf nicht immer ganz homogene Art und Weise kombiniert werden.
Die Scheibe beginnt beginnt mit dem tollen Titeltrack, der sich schleppend und drohend nähert - um einem dann unerwartet böse und im Midtempo groovend ins Gesicht zu brüllen. Überhaupt enthält "Die Knowing" einige der dunkelsten und härtesten Stücke der Bandgeschichte und lädt regelmäßig in den Moshpit: "Lower The Line", "Wasted Arrows", "Losing Sleep" - trotz kleiner durchschimmernder Melodien hier und da wird ein Breakdown und Riffgewitter nach dem anderen losgelassen; während andere Hardcore-Bands mit den Jahren komplexer werden, scheinen sich Comeback Kid hier ganz auf die Essenz ihres Genres konzentrieren zu wollen.
Aber gerade wenn man denkt, mehr Hass und Wut und klasisscher Hardcore geht nicht, wendet sich das Blatt und Comeback Kid zeigen ihre melodische Seite: "Should Know Better" ist eine Wahnsinns-Hymne, die den Glanztaten von Strike Anywhere in nichts nachsteht, das tolle "Didn't Even Mind" bewirbt sich für die I Am The Avalanche-Setlist. Und dann kommt plötzlich ein Stück wie "Unconditional" um die Ecke: Vielseitig, dynamisch, atmosphärisch, nicht einfach zu kategorisieren und irgendwie auch wieder ganz anders als der Rest.
Und so lässt "Die Knowing" einen etwas ratlos zurück - einerseits unentschlossen ob der wechselhaften Grundstimmung, andererseits doch wieder sehr zufrieden auf Grund vieler großartiger Momente.