Schon kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums sahen sich Polar Bear Club genötigt, ein ausführliches Statement zu der Platte zu veröffentlichen. Der Grund war eine vorschnelle Verurteilung vieler alter Fans, die die Band ob ihres neuen, glatteren Gesangs als "Sellout" abstempelten - ähnlich einem Shitstorm regte sich im Netz schon vor dem Release ein Sturm der Entrüstung angesichts des neuen Klanges, der sich nach und nach herumsprach. "I’m sure most of you have noticed the change in my voice on the new PBC songs", beginnt dann auch das Statement von Polar Bear Club. Und weiter: "It seems to be the thing people are talking about the most, so as the release date for “Death Chorus” approaches I thought I should address the thing head on and try to put an end to some of the speculation."
Was folgt, ist eine ausführliche Erklärung zu den gesundheitlichen Problemen, die zuletzt bei Jimmy Stadt auftraten und ihn förmlich dazu zwangen, von dem schroffen, rauen Gesang der Vergangenheit Abstand zu nehmen - und nicht der Wunsch, endlich mehr Platten zu verkaufen. Denn: "If we wanted to go “mainstream” or get big we’d put out a dub step, Christian metal-core album and call it “Ta$te the Bear” or something like that". Recht haben sie. Davon ganz abgesehen: Wenn sich die Verwunderung angesichts des neuen Souns erstmal gelegt hat, ist "Death Chorus" eine wirklich gute Platte. Nur eben nicht unbedingt das Album, das man erwartet hat.
Auch wenn es in der vergangenheit schon mal den einen oder anderen ähnlichen Song gab - "Death Chorus" ist schon eine komplett andere Angelegenheit als die Vorgänger. Statt Hot Water Music oder Against Me muss man jetzt eben Jimmy Eat World, die Get Up Kids und allen voran Saves The Day als Vergleich heran ziehen. "Wlwycd" etwa - ein großartiger Song, der aber zu 100 Prozent auf deren Über-Album "Stay What You Are" passen würde. Ähnliches gilt für "So I Buy", das hymnische "Graph Paper Glory Days" oder "When We Were College Kids": das ist alles höchst eingängiger, höchst poppiger College-Emo-Punk. Tolle Melodien, ein leichter Schuss Melancholie, viel Energie.
Vielleicht sind Polar Bear Club jetzt etwas austauschbarer geworden, klingen nicht mehr so eigenständig wie in der Vergangenheit. Ein sehr gutes Album haben sie trotzdem wieder gemacht. Um die Band noch einmal zu Wort kommen zu lassen: "I’ve always considered myself to be just a guy who could write lyrics and melodies and then proceeded to fuck them all up by being too excited and moving around too much when said lyrics and melodies are played live. I assure you all, I am that same fuck up. It’s going to sound a little different, sure, there’s nothing I can do about that. However rest assured, it’s the same fucking band and the same show. Thanks for your time, see you on tour." Dem ist nichts hinzuzufügen.