Freitag, 24. Oktober 2014

Pianos Become the Teeth - Keep You (Epitaph)

Die neue Scheibe von Pianos Become The Teeth ist eine dieser Platten, über die Fans der Band noch in Jahren streiten werden - uneins darüber, ob das hier das Ende einer großartigen Post-Hardcore-Kapelle oder doch der Beginn von etwas neuem, viel größeren und besseren ist. Natürlich kann man sagen, dass sich diese Entwicklung in den letzten Jahren und Platten abgezeichnet hat, dass man mit ihr rechnen konnte; trotzdem wird "Keep You" für viele eine massive Überraschung sein. Vorbei die Zeiten von Geschrei und Wut, Lärm und Frust. Stattdessen gibt es Melodie, Wärme und nicht mehr einen eingestürzten Tumnnel ohne Wiederkehr, sondern einen mit ganz viel Licht am Ende.



Inhaltlich kann man da viele Gründe heranziehen - vor allem aber den, das Frontmann  Kyle Durfey den in den Texten immer wieder auftauchennden Tod seines Vaters nach Jahren nun verarbeitet hat, sein Privatleben in ruhigere Bahnen geführt hat und wieder positive Seiten am Leben entdeckt. Musikalisch führt das zu schönen, getragenen Indie-Rock-Nummern, die sich nicht scheuen zu schwelgen - 90er-Emo-Pathos trifft auf angenehme Melodien, The National lassen grüßen.

Das geht natürlich mit einer für Pianos Become the Teeth bisher eher ungewohnten Gleichförmigkeit einher. Wenn man in einem Song wie "April" zum Ende hin dann doch mal denkt, dass Tempo und Härte angezogen würden, ist es dann doch nur ein kurzer Sturm im Wasserglas, die Band bleibt auf halbem Wege hängen, will nicht mehr wüten, sondern gleichmäßig im Midtempo bewegen. Und das gelingt auch immer wieder: Ein Song wie "Old Jaw" etwa ist einfach wunderschöner Indie. Und das bereits aus gutem Grund als erstes vorab veröffentlichte "Repine" hat fast schon etwas Welt-umarmendes, versöhnliches, ist gleichzeitig aber auch im Grunde das energetischste Stück auf der Scheibe.

Die Band ist mit sich im reinen, fühlt sich wohl und definiert Post-Hardcore für sich ganz neu. Manch alter Fan wird da nicht mehr mitgehen, weil er den Songs nicht die benötigte Zeit zum Wachsen geben will. Dabei lohnt das unbedingt - was Pianos Become the Teeth an der einen Seite verloren haben, machen sie an der anderen deutlich wieder wett.