Wo sind all die Ambitionen hin? Die Epen, die progressiven
Monster-Songs, die Science-Fiction-Storys? Andere Bands werden im Laufe ihrer
Karriere komplexer und verschwurbelter, Coheed gehen den komplett anderen Weg –
ihr achtes Album „The Color Before The Sun“ ist ihr puristischstes, normalstes,
„einfachstes“ – man könnte glatt sagen ihr profanstes.
Es gibt keinen dazugehörigen Comic, keine Soli, keine
gewaltigen Prog-Ausflüge. Stattdessen überschaubare Songlängen, vorhersehbare
Konstruktionen – und ganz viel Melodie. Sanchez
hatte zwar noch nie was gegen Pop, so eindeutig wie hier hat er das der Welt
aber noch nie mitgeteilt – der tolle Opener „Island“ oder das vorab
veröffentlichte „You Got Spirit Kid“ etwa gehen problemlos als Power-Pop oder
Pop-Punk durch.
Und man kann noch viel ruhiger und reduzierter: „Colors“
etwa ist wattige Schwelgerei, „Ghost“ reduziertes Singer-Songwriter-Tum. Diese
selbst auferlegte Beschränkung und Zurückhaltung tut der Band spürbar gut – sie
verzettelt sich nicht, sondern legt zehn durchgängig gefällige, meist wirklich
schöne Pop-Rock-Nummern vor. Das mag manch Die-Hard-Fan auf Grund der gebotenen
Einfachheit enttäuschen – andererseits könnten auch viele frühere Anhänger,
denen es irgendwann zu viel mit abstrakten Stories wurde, aber genau jetzt
wieder einsteigen.
Coheed and Cambria - You Got Spirit, Kid [Official Video] from Anthem Films on Vimeo.