Gut gemeint – und gut gemacht: Mit dem Sampler „Kein Mensch
Ist Illegal“ hat Unter Schafen Records nicht nur inhaltlich ein richtiges
Statement zum richtigen Zeitpunkt abgegeben, sondern auch noch eine
beeindruckende Masse an tollen Künstlern versammelt, die allesamt ihre Songs
für die gute Sache hergegeben haben. Wir baten Initiator Timo Löwenstein von
Unter Schafen Records zum Kurzgespräch.
Timo, wann ist Euch die Idee zum Sampler gekommen, und wie
lange hat es dann bis zur Umsetzung gedauert?
Die Idee zur Compilation ist uns vor ca. einem halben Jahr
gekommen. Der Gedanke wurde dann zunehmend weiter entwickelt und die letzten
drei Monate haben wir dann täglich an der Umsetzung gearbeitet.
War es schwer, Bands und Musiker zu überzeugen? Oder hat
sich das ganze schnell zum Selbstläufer entwickelt?
Tatsächlich war es nicht schwer, die Bands von der Idee zu
überzeugen. Ausnahmslos jeder angefragte Künstler wollte Teil des Samplers sein
und so seinen Teil beitragen. Renommierte und engagierte Künstler wurden
teilweise aus eigener Initiative auf das Projekt aufmerksam und haben Unter
Schafen Records Unterstützung zugesagt. Die Resonanz war so umwerfend, dass aus
einem geplanten Tonträger direkt zwei wurden.
Hattet Ihr bei der Auswahl der Künstler zum Beginn nur
bestimmte im Kopf, oder wart Ihr von Anfang an offen für viele Stilrichtungen?
Wir waren von Anfang an offen für mehrere Stilrichtungen im
Spannungsfeld von Punk, Indie, Hip Hop & Singer/Songwriter. Wir wollten die
deutsche Popkultur nutzen, um eine möglichst hohe Reichweite zu erzielen.
Trotzdem ist neben dem politischen Inhalt auch die von uns definierte Tracklist
eine Herzensangelegenheit. Es handelt sich um Künstler/innen die wir mögen,
privat hören und das Label schon lange begleiten.
Welcher Aspekt ist der wichtigere – Geld für die gute Sache
zu sammeln? Oder so viele wie möglich für das Thema zu sensibilisieren?
Das geht doch teilweise Hand in Hand. Je mehr Menschen wir
mit guten Argumenten für das Thema Flüchtlingspolitik & Rassismus
sensibilisieren, desto mehr Geld können wir durch Nachfrage des Samplers
generieren. Der Fokus liegt auf praktischer Hilfe für die Flüchtlingsarbeit von
Pro Asyl und dem antirassistischen Netzwerk Kein Mensch ist Illegal, sowie auf
der Positionierung gegen die Abschiebepolitik Europas und dem zunehmenden
Fremdenhass. Wenn wir einen Denkanstoß liefern können ist das ebenfalls gut.
Hättet Ihr gerne noch ein paar mehr exklusive Songs gehabt,
oder hat so etwas von Beginn an nur eine untergeordnete Rolle gespielt?
Nein. Wir haben 36 großartige Songs von verschiedenen Bands
und eine gemeinsame Botschaft: Solidarität und Freiheit für Menschen auf der
Flucht. Die Mischung machts und uns sind gute Songs wichtig. Künstler wie Farin
Urlaub, Isolation Berlin, Annenmaykantereit, Astairre u.a. steuern nicht
veröffentlichte Non-Album Tracks bei. Aktuelle, brandneue Songs gibt es von
Madsen, K.I.Z., Frittenbude, U3000, Von Brücken oder Gloria zu hören.
Angereichert wird die pralle Doppel-CD mit Hits von Kraftklub, Casper, Fiva,
Turbostaat, Thees Uhlmann, Jan Delay oder Tocotronic.
Seid Ihr zufrieden mit dem ersten Feedback und der
Nachfrage, die es bisher gab?
Wir erleben gerade eine Welle der Solidarität und sind
überwältigt von dem positiven Zuspruch. Das Projekt ist uns teilweise fast
schon über den Kopf gewachsen. Viele Medienpartner haben sich bei uns gemeldet
und Ihre Unterstützung zugesagt. Von Plakatkampagnen in mehreren deutschen
Städten, zu Umsonst-Anzeigen in Musikmagazinen, etlichen Radiointerviews bis zu
Posts in sozialen Netzwerken von Bands und politischen Organisationen. Wir sind
promotiontechnisch sehr breit aufgestellt. Das hatte auch zu Folge, dass wir
schon während des Vorverkaufs eine Nachauflage pressen mussten.
Sind noch weitere Aktionen im Zusammenhang mit der
Compilation geplant?
Wir denken, die Veröffentlichung der Doppel-CD ist ein sehr
nachhaltiges Produkt. Der Plan ist es, diese CD langfristig zu verkaufen.
Darauf konzentrieren wir uns im Moment. Es wäre aber natürlich ein Traum, den
Sampler nochmal als 4-Vinyl Box zu veröffentlichen.