Zu beklagen gibt es schließlich genug: Den Alltags-Rassismus an der Imbiss-Bude, die Ignoranz der breiten Bevölkerung an den wirklich relevanten Problemen der Welt, die Fokussierung auf Geld und Besitz. Aber Schönfuss ist nach all den Jahren smart genug, diese Themen nicht in plumpe Parolen, sondern in smarte Alltags-Beobachtungen zu packen. Und dabei vor allem nicht von oben herab zu agieren: Wenn das Elend einer langsam vor sich hinsiechenden Beziehung, die Unerträglichkeit des Small Talks beim Pärchen-Abend mit Freunden oder die Magenschmerzen beim formellen Montag-Morgen-Meeting im Büro besungen werden, klingt das nicht verurteilend von außen, sondern eher so, als wäre es alles selbst erlebt - und deshalb eben noch viel unerträglicher, trotz aller den Sätzen innewohnenden Ironie.
Dazu kommen dicke Gitarrenwände wie im Opener "Jesus Christus", dem man anhört, dass hier auch Blackmail-Vergangenmheit in der Band steckt. Kratziger Punk ("Jaja, ich weiß"), eingängiger Rock ("Professoren"), differenzierter Pop ("Wunderbar") und über allem diese markante Stimme, die unangenehm beißen, aber eben auch hymnisch singen kann. Escapado waren eine Klasse für sich, Frau Potz eine wirklich gute Band - aber Adam Angst schlägt beide in punkto Relevanz und Langzeitwirkung.