Montag, 3. August 2020

NOFX / Frank Turner - West Coast vs. Wessex (Fat Wreck)





Zugegeben, als ich die Ankündigung eines Split-Albums von NOFX und Frank Turner hörte, war ich nicht ganz so begeistert wie Turner, als der von Fat Mike auf das Projekt angesprochen wurde – der war nämlich nach eigenen Angaben völlig aus dem Häuschen, als er vom NOFX-Chef gefragt wurde ob er darauf Lust hat: “I shit the bed and said, ‘Fucking of course I do! That sounds incredible.”

 

Nach zahllosen Durchläufen der zehn Songs stellt sich bei mir allerdings doch eine gewisse Euphorie ein – weil sowohl NOFX als auch Turner die Gefahren umschiffen, die solchen Scheiben innewohnen und auch tolle Künstler oft hinter ihren Möglichkeiten zurück bleiben lassen. Etwa die, nur die größten Hits auszuwählen und so sehr vorhersehbar zu klingen. Oder einfach alle Songs im selben Stil runter zu rocken. Beides passiert aber nicht – NOFX etwa machen nicht einfach nur simple Punkrock-Versionen aus den Songwriter-Stücken und Turner nimmt im Gegenzug das Tempo aus den Punk-Songs – es geht auch mal komplett in die gegenteilige Richtung.

 

Fat Mike hatte da auch eine gesunde Selbsteinschätzung: “What I did is change a lot of chords. Frank, he beats me in the singing department. So I can't sing better than he can, but I can maybe throw in a melody here or there or chord that he hadn’t thought of.” Wohl wahr, wie man etwa in “Worse Things Happen At Sea“ oder „Ballad Of Me And My Friends” hören kann. Überhaupt merkt man jedem Stück an, dass da einiges an Komposition und Ideen eingeflossen ist und nicht einfach nur nachgespielt wurde.

 

Der Punkt-Sieg geht allerdings trotzdem an Turner: Seine Songauswahl mit starkem Fokus auf die Neunziger ist voll und ganz geglückt, und Stücke wie „Scavenger Type“, „Eat The Meek“ oder „Bob“ klingen von Beginn an so, als wären sie ganz natürliche Bestandteile des Repertoires von Turner – wer die Originale nicht kennt käme kaum auf die Idee, hier ein Cover zu hören, auch, weil sie in den neuen Versionen ein ganzes Stück facettenreicher klingen.  Kein unnötiger Discographie-Füller also, sondern eine wirklich tolle Scheibe.