Kommt ja auch nicht häufig vor, dass wir hier Platten von Teenager-Damen besprechen - wenn die Künstlerinnen erst 16 und 18 Jahre sind, geht man ja eher davon aus, hier wieder irgendein gecastestes vermeintliches Pop-Sternchen vor die Nase gesetzt zu bekommen. Oder bestenfalls einen neuen Birdy-Verschnitt. Die Schwestern Lily & Madeleine kann man von derartigen Vorwürfen aber getrost freisprechen. Einerseits wurden die beiden tatsächlich erst durch eine Reddit-Verlinkung einer größeren Zuhörer-Gruppe bekannt - ihr erster eigener Song "In The Middle" (Video weiter unten) entwickelte sich so zum Youtube-Hit, und das durchaus zurecht. Und zweitens erscheint das Debüt-Album der Schwestern jetzt beim Label von Sufjan Stevens - der ja nun auch nicht gerade im Ruf steht, einen schlechten Musikgeschmack zu haben.
Die elf Songs der selbstbetitelten Debüt-Scheibe betören von Beginn an mit ihrer melancholischen, oft auch tieftraurigen, aber eben auch wohlig einlullenden Atmosphäre. Man mixt Pop, Country, Folk und diverse andere Singer- und Songwriter-Elemente, wobei die beiden (durchaus unterschiedlichen und sich gut ergänzenden) Stimmen jederzeit im Mittelpunkt stehen. So entstehen teils wunderschöne und berührende Momente: Das Piano-getriebene "Sounds Like Somewhere" etwa, das etwas muntere, äußerst eingängige "Devil We Know" oder das von Streichern getragene "And Tonight".
Manchmal gerät das ganze vielleicht etwas zu süß und glatt, etwa in einer langsamen Country-Nummer wie "Spirited Away": Da wäre ein kleiner Kratzer im Zuckerguß schon schön. Trotz vieler großartiger Momente ist es am Ende dann nämlich doch etwas viel großes Gefühl. Aber da darf mn dann angesichts des Alters von Lily & Madeleine auch nicht zu kritisch sein - wenn die beiden so weiter machen, steht uns da noch einiges großartiges bevor.