Im Vorfeld der Veröffentlichung von "Burials" hatten AFI einige auf den ersten Blick ziemlich nichtssagende Videos online gestellt - kurze Clips in schwarz-weiß, unterlegt von instrumentalen, oft monotonen Klängen. Im Nachhinein muss man aber zugeben, dass diese Teaser durchaus ein erstes Indiz für den Klang von "Burials" waren - denn AFI haben sich natürlich auch für ihr achtes Album wieder ein bisschen verändert. Sie klingen dunkler, aber vor allem auch atmosphärischer denn je; das Album könnte über weite Strecken auch als Soundtrack funktionieren, hat stellenweise längere dramatische oder melancholische Passagen. Es passt also, dass die Band in ersten Interviews zur Platte Bands wie Portishead oder The Cure erwähnt hat - nicht dass man tatsächlich so klingen würde, aber ein Hauch dieser Musiker ist auf "Burials" durchaus spürbar.
Noch ein bisschen mehr kommen einem allerdings immer wieder NIN in den Sinn. Der Opener "The Sinking Night" etwa hat teils schon Industrial-artige Züge, damit könnte sich auch ein Trent Reznor anfreunden. Für das schon bekannte "I Hope You Suffer" gilt ähnliches, wieder bestimmen düstere, auch leicht Wave-infizierte Klänge das Bild; allerdings bleiben AFI trotz allem Mut zu neuen Tönen meist eben doch den klassischen Songschema von Strophe und Refrain treu und können sich auf ihr Händchen für eingängige Melodien verlassen - der Song ist trotz aller dunklen Atmosphäre und teils schleppendem Tempo auch ein ziemlicher Ohrwurm.
Überhaupt ist AFI durchaus bewusst, warum sie sich über die Jahre von der einstigen Punkrock-Band zur Stadion-füllenden Hymnen-Kapelle entwickelt haben - auf große, Abend-füllende Mitsing-Passagen muss also niemand verzichten. Egal ob "No Resurrection" mit seinen langen OhOhOh-Chören, "The Conductor" mit seinem fast schon Linkin-Park-artigen Pathos im Refrain oder "Heart Stops" mit sienem irgendwie Kinderlied-artigen Schema im Mittelteil, ihren Massen-Appeal verliert die Band ganz sicher nicht. Und wer will, kann sogar noch ein ganz bisschen von der Früh-Phase der Band und somit dezente Punk-Anleihen finden, allerdings wirklich in homöopathischen Dosen: "Wild" etwa ist trotz Synthesizer-Einsatz ein erfreulich rotziges, schnelles Stück, "17 Crimes" dann fast schon klassischer Pop-Punk.
Mit "Burials" erfinden sich AFI also nicht komplett neu, bleiben aber zumindest in einem gewissen Rahmen unberechenbar, überraschend - vor allem aber eingängig und Hit-lastig. Das reicht nicht für die Spitze der eigenen Discographie - aber durchaus wieder für ein sehr gutes Album.