Konstanz ist so ziemlich das letzte, was man mit Panic! At The Disco in Verbindung bringen würde. Die Platten klingen allesamt komplett unterschiedlich, das LineUp hat man gefühlt im Minuten-Takt gewechselt - Fans, und von denen hat die anno 2013 vor allem aus Frontmann Brendon Urie und Drummer Spencer Smith bestehende Formation einige - wissen, dass sie sich immer auf etwas neues einstellen dürfen und müssen. Und auf "Too Weird To Live, Too Rare To Die!" liefert man der Hater-Fraktion, die der Band seit ihren noch halbwegs Pop-punkugen Anfangstagen immer lauter den Ausverkauf vorwirft, Stoff ohne Ende: Synthesizer und Beats in rauen Mengen, Autotune-Effekte, Stadion-Pop und Bombast-Chöre - da könnte man ja rückblickend im direkten Vergleich das letzte Falloutboy-Album doch noch für Punkrock halten.
Aber: Auch wenn es einfach wäre, "Too Weird To Live, Too Rare To Die!" als geeignetes Vorprogramm für Katy Perry, Avril Lavigne oder Metro Station zu halten - die Band kann was, und das zeigt sie selbst in diesen seichten, mit Disco-Klängen vollgestopften und immer auf verdauliche Radio-Länge getrimmten Pop-Nummern. Zu einfach oder plump ist die Songstruktur nämlich nie, das Ganze bleibt Pop mit Tiefgang - auch wenn es einem bei einem Elektro-Stampfer wie "Girl That You Love" oder dem Good Charlotte-Gedenksong "Girls/Girls/Boys" vielleicht nicht gleich auffällt.
Natürlich wird das hier nie laut oder schnell, aber wer energiegeladene Gitarren will, hatte bei dieser Band doch ohnehin nie wirklich was zu suchen. Schöne Melodien und tolle Momente gibt es dafür so einige: "This Is Gospel" ist ein ruhiger, aber sehr eingängiger Start, die vorab veröffentlichte Single "Miss Jackson" ebenso ein gekonnter Ohrwurm, "Nicotine" eine hymnische Liebes-Abrechnung, "The End Of All Things" der passende Piano-Vocoder-Balladen-Abschluss. Wer bei den Worten The Killers, Falloutboy oder Synthie-Pop nicht schreiend wegrennt, findet mit "Too Weird To Live, Too Rare To Die!" jedenfalls ein durchaus hörenswertes und zur Band-Heimat Las Vegas durchaus passendes neues Pop-Werk.