Viele hören ja beim Genre "Progressive Rock" sofort mit Lesen auf, weil sie da nicht viel anders erwarten als ausuferndes Muckertum, monotone 10-Minuten-Songs und verschwurbelte Klang-Wände. Crippled Black Phoenix kann man damit allerdings nicht wirklich charakterisieren - auch wenn sich all das eben genannte durchaus auch auf ihrem neuen Album "White Light Generator" findet. Aber eben nicht nur.
Das geht schon damit los, dass Mastermind Justin Greaves mal wieder fröhlich LineUp-Roulette gespielt hat. Macht ja nichts, dass man gerade erst einen neuen Sänger installiert hatte, da wird halt kurzerhand schon wieder jemand anderes ans Mikro beordert. Ergänzt übrigens durch weibliche Gast-Sängerinnen, die man zumindest teils schon aus der Anfangs-Phase der Band kennt.
Und dann teilt man die Platte auch gleich, Vinyl-Fans wird es freuen, in zwei thematische Seiten: Los geht es mit der düsteren, verproggten "Black Side", bevor dann die zweite Hälfte des insgesamt wieder über 70 Minuten langn Albums von der "White Side" dominiert wird, die sich melodischer und kompakter gibt.
Wobei auch diese Einordnung nur teils beibehalten wird - schließlich beginnt die Black Side ausgerechnet mit "Sweeter Than You", einer Retro-Oldie-Liebes-Ballade mit wunderschöner Melodie. Erst danach, beim in zwei Teile gespaltenen "No!", geht es dann ab in Richtung Finsternis mit gelegentlichem Aufklaren; da bekommen Fans des ausschweifenden Songwritings dann wieder die Form von elegischem Gitarrenrock, den man als Fan dieser Kapelle schätzt.
Fortan wird gekonnt gewechselt, zwischem stimmungsvollen und heftig rockenden Brechern ("Black Light Generator"), Piano-getriebenem Rock mit faszinierendem und fast schon Weltmusik-artigem Ausklang ("Northern Comfort") oder schwelgendem und dennoch irgendwie bedrohlichem Düster-Pop ("Caring Breeds The Horror"). "White Light Generator" ist ein Biest von einem Album, immer wieder überraschend, unberechenbar, stellenweise großartig, manchmal aber auch schroff und sperrig - auf jeden Fall aber alles andere als gewöhnlich.