Seahaven gibt es zwar gerade mal seit 2009, in den paar Jahren hat die Band allerdings eine musikalische Entwicklung genommen, die andere erst nach mehreren Dekaden vollbringen. Man könnte sogar sagen, dass das, was die Truppe aus Torrance (Kalifornien) hier fabriziert, kaum noch etwas mit dem Klang der Anfangstage zu tun hat. Krach, Post-Punk, Lärm-Ausbrüche und dergleichen mehr sind bestenfalls noch Randerscheinungen, die meiste Zeit ist der Titel mit seinen Schlagwörten wie "Lagoon" und "Escapism" jedenfalls Programm.
Man gibt sich relaxt, leise, oft auch traurig und melancholisch. Eine wattige, klagende Nummer wie "On The Floor" wird mit jedem Hördurchgang mehr zu einer absoluten Depressions-Hymne, Stücke wie "Andreas" lassen an vergessene Emo-Zeiten denken, irgendwo zwischen späten Promise Ring und Sunny Day Real Estate. Aber Seahaven lassen es nie langwielig werden, sondern beziehen noch mehr wohlig-warme Klänge in ihren Sound mit ein: "Silhouette (Latin Skin)" könnte auch auf einem Morrissey.Album der letzten Jahre sein, und bei "Wild West Selfishness" klingt der Gesang auf einmal, als hätte Herr Gallagher einen Gastauftritt und man würde mit Oasis jammen. Hier wird es dann auch mal ein kleines bisschen lauter - aber eben nur so hart, wie Weezer auf dem blauen Album klingen.
Es gibt auch ein paar weniger erwähnenswerte Momente - da erinnert "Reverie Lagoon: Music For Escapism Only" dann an Radiohead-artige Klanglandschaften, ohne dass etwas davon besonders im Ohr bliebe. Und überhaupt wird der eine oder andere die Platte wahrscheinlich etwas zu ruhig, gelassen, schleppend finden, gerade wenn man Fan früherer Scheiben war. Der Grad zwischen "langwielig" und "wunderschön" ist manchmal eben recht schmal. Seahaven schwenken da aber die meiste zeit zur "richtigen" Seite aus.