Montag, 4. Mai 2015
Magdeburg verliert 0:4 - mit Heaven Shall Burn-Trikots
Fans der Fussball-Regionalliga sahen am Wochenende beim Spiel FC Carl Zeiss Jena gegen Magdeburg ein ungewohntes Bild - das Team aus Jena lief mit Heaven Shall Burn-Trikots auf. Man verlor das Spiel zwar trotzdem mit 0:4, die Trikot-Aktion ist dennoch beachtlich. HSB-Gitarrist Maik Weichert dazu:
"Mit der Aktion ‘support your local team‘ wollen wir ein Zeichen setzen. Wie groß und wie wichtig dieses Zeichen ist, liegt an Euch. Daran, ob Ihr uns versteht und genauso fühlt wie wir.
Vereine sind Blutgefäße einer gesunden Zivilgesellschaft, hier findet Diskussion, Zusammenarbeit und Innovation statt. Vereine sind Horte des Lebens, Liebens und Leidens. Leiden, genau. Auch das. Besonders bei Fußballvereinen. Wer wüsste das besser als wir, die wir unsere Herzen an einen Club verloren haben, der in der Regionalliga eher um die Ehre als den Ruhm kämpft. Wie oft hat man sich geschworen, nie wieder...
Und trotzdem trotten wir jeden Spieltag wieder zu den Sportfeldern und Kampfbahnen – es sind nur wenige Stadien und Arenen dabei - wie ein verknallter Bengel, der von seiner kalten Angebeteten meist nur Enttäuschung und Schmerzen erfährt und dennoch alles für sie tut. Für ein paar kurze glücksselige Momente. Vielleicht ein erkämpftes Auswärts-Unentschieden oder sogar ein gewonnenes Pokalspiel.
Aber diese Erinnerungen sind es, die wir im Herzen tragen. Dort treffen wir Freunde und durch und durch ehrliche Menschen. Wir sind zu jung, um die großen Erfolge unseres Vereins miterlebt zu haben. Klar sind wir stolz darauf, aber es sind die Höhepunkte anderer Leben. Das klingt vielleicht nach Tristesse und Resignation. Aber genau das ist es eben nicht. Wir als Band schreiben in unseren Texten vom Kämpfen gegen alle Widerstände, von Sturheit dem Zeitgeist gegenüber, von Toleranz und dem sich daraus ergebenden Zusammenhalt gegen übermächtige Feinde. Das sind nicht nur Stories, wir versuchen diese Tugenden tatsächlich in unser Leben herüber zu transportieren. Diese Haltung gibt uns eine große innere Kraft und ein wärmendes Glücksgefühl. All dies empfinden wir auch als Anhänger unseres Vereins. Egal, wie es läuft. An diese Gefühle rühren keine Tabellenstände.
Unser Verein wird vielleicht nie mehr eine Topp-Adresse werden. Aber die unbesiegbaren Gallier in ihrem Dorf griffen auch nicht nach der Weltmacht. Aber zweifelt jemand daran, dass sie eine verschworene Gemeinschaft waren und eine tolle Zeit hatten?! Uns geht es um den positiven Kampf, den Zusammenhalt, die Lebendigkeit! Fußball ist eben Leben. Und zwar so, wie das Leben eben ist: Mit Idioten und guten Freunden, mit Liebe und Hass, mit Wehmut und Freude, mit Bangen und Zuversicht. Doch genau dieses Leben scheint zu schwinden. Wenn nicht bald ein Umdenken oder besser gesagt ein stures Gegendenken stattfindet, dann ereignet sich Sport nur noch auf einem Flachbildschirm in HD, mit Werbeblöcken und vorgekauten Kommentaren. Dann wird sich keiner mehr daran erinnern, wie es war, ‘dabei gewesen zu sein‘. Dann erlebt man ein Spiel nur noch als Information und nicht als Emotion. Uns sind zwanzig oder dreißig weit gereiste Gästefans in irgendeiner Kurve auf irgendeinem Stoppelacker dieser Republik tausendmal mehr wert als alle Pay-TV-Abos dieser Welt. Die Entwicklung im Sport ist durchaus ein Gleichnis für das, was eine immer abgeschliffenere, poliertere und gleichgültigere Gesellschaft für die Menschen bedeutet und mit den Menschen macht. Bequemlichkeit, Berieselung, seichter Durchschnitt mit geplanten Höhepunkten. Natürlich wird niemand diese Entwicklungen aufhalten.
Lohnt es sich daher, überhaupt dagegen anzukämpfen?
Auf jeden Fall!
Nur, weil etwas unausweichlich ist, muss man sich nicht gleich der Mode ergeben. Klar, auch wir mögen den Hochglanzsport gern, aber es geht darum, die Underdogs nicht zu vergessen! HSB sind selbst ein gutes Beispiel dafür, wie man mit Kreativität und verwegenen Ideen beachtliche Schritte machen kann und das, obwohl die Mittel ziemlich beschränkt sind. Wir haben gelernt, dass es sich nicht lohnt, auf das Gelaber der Besserwisser und nachträglichen Kritiker zu hören. Diesen Spirit, diese Ideen und eben diese Lebenskraft braucht auch Dein Verein, um nicht im Einheitsbrei unterzugehen. Er braucht DICH!
Es geht uns nicht um drögen Lokalpatriotismus, sondern um Esprit, um Begegnungen und Offenheit, aber auch um die geliebten Rivalitäten und die Herausforderung, gegen den Strom zu schwimmen.
Wir wissen, dass es da draußen viele Leute gibt, die genauso denken und fühlen wie wir.
Also: SUPPORT YOUR LOCAL TEAM! Egal, wo Du bist.“