Dienstag, 9. April 2013

Volbeat - Outlaw Gentlemen & Shady Ladies (Universal)

Man würde ja denken, nach vier Alben hat man sich an den Metallica-Effekt gewöhnt, aber nein, es passiert mir immer noch - kaum laufen die ersten Sekunden der Ballade "Our Loved Ones", schon bin ich mir wieder sicher, dass da James Hetfield singt und man es mit einer B-Seite zum Black Album zu tun hat. Der Volbeat-Sänger kann doch nicht tatsächlich derart identisch klingen wie der Metallica-Frontmann, oder? Kann er natürlich doch. Und das ist ja auch nichts neues. Wie so vieles an "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" einfach "nichts neues" ist. Volbeat haben sich stetig nach oben gearbeitet und ihren Erfolg zweifellos verdient. Da ist es vielleicht ganz natürlich, dass man sich ein bisschen ausruht. Was aber leider auch dazu führt, dass sich beim Hören der neuen Scheibe eine gewisse Langeweile einstellt.

Gut, Fans werden argumentieren, dass das Gemecker auf hohem Niveau ist - schließlich wissen die Dänen immer noch, wie man gute Songs schreibt. Stimmt ja auch. Aber in Sachen Tempo und Härte verliert die Band kontinuierlich an Schwung - die alte Formel "Metallica + Social Distortion + Elvis" trifft es nicht mehr richtig, denn von Metallica gibt es eben maximal noch die Stimme, der Metal-Anteil in den Songs ist auf ein Minimum geschrumpft - "Room24" geht noch als Metalsong durch, an anderer Stelle, wie in "Dead But Rising", werden die anfänglichen Metal-Riffs nur als akustische Täuschung verwendet, das Stück kippt dann schnell in Richtung eingängiger Rock.

Wie überhaupt glatter und hochmelodischer Rock der Sound der Stunde ist - "My Body", "Pearl Hart", "Cape Of Our Hero" und so viele andere sind prinzipiell keine schlechten Songs, aber schon arg glatt gestriegelt. Das betrübt umso mehr, als alle diese Nummern zwar grundsätzlich eingängig sind, aber keine davon sich nach mehreren Durchgängen als "echte" Hymne im Ohr festzsetzen will.

Dafür entdecken Volbeat auch wieder ihre Vorliebe für Country - das Intro "Let's Shake Some Dust" deutet es an, "Lonesome Rider" mit Sarah Blackwood ist dann musikalisch und textlich pure Western-Romantik. Auch hier gilt wieder - nett das Ganze. Aber eben durch und durch ein lockeres Nachhausespielen des Vorsprungs und keinerlei neue Offensivimpulse. Da darf man beim nächsten Album gerne wieder etwas mutiger und lauter werden.


Vorübergehend steht das Album hier als Stream online.