Neustart, und zwar so richtig: Senses Fail hatten offensichtlich das Gefühl, dass sie sich stilistisch nochmal neu orientieren müssen. Außerdem gaben die letzten Jahre offensichtlich Grund genug, so einiges an Frust, Wut und Hass anzusammeln. Der eröffnende Titelsong macht jedenfalls gleich klar: Hier wurde nicht einfach der Regler weg von den melodischen, hin zu den harten Sounds geschoben; hier wird stattdessen über weite Strecken massiv auf Metal und Hardcore gesetzt; Melodien sind eher nette Abwechslung als gleichberechtigter Partner.
"Holy Mountain" etwa gibt zwar eine eingängige Verschnaufpause, bollert aber ebenfalls düster aus den Boxen. Das spanische "Mi Amor" ist über weite Strecken finsterer Metalcore mit Old-School-Chören - aber auch wieder einem schönen Singalong. Aber es wird noch mehr experimentiert. In den kurzen psychedelischen Ausflügen hört man die Deftones durch, wie überhaupt auch mal gerne 5 bis 15 Jahre zurück in der Rockgeschichte gegraben wird: "Canine" etwa hat stumpfe Boller-Passagen wie später Crossover im Stile von Drowning Pool, "Glass" bleibt dieser Schiene treu und erinnert mich mit seinem hohen pathetischen Gesang gar an die Emil Bulls.
Insgesamt bietet "Renacer" aber mehr Abwechslung, Druck und Härte, als wohl alle von dieser Band erwartet haben. Ob der Neustart nötig war sei mal dahingestellt - so schlecht waren ja die letzten Platten von ihnen auch nicht. Dass sie mit "Renacer" ein kleines Highlight geschaffen haben, ist aber unstrittig - auf ihre "alten Tage" werden die Jungs nochmal richtig biestig.