Viel Ärger gab es im Vorfeld des neuen A Day To Remember Albums. Victory Records wollte die Band nicht aus ihrem Roster entlassen und pochte auf Vertragserfüllung, die Band wollte die neue Scheibe aber in Eigenregie rausbringen - nach einem längeren Rechtsstreit waren die Musiker am Ende siegreich. Wer will, kann diesen Konflikt jetzt natürlich aus den Songs "heraushören" und konstatieren, dass ADTR auf "Common Courtesy" etwa "leidenschaftlicher", "befreiter" oder auch "wütender" klingen. Ist aber eigentlich Blödsinn. Die Band klingt eben so, wie sie schon seit Jahren klingt - und verfeinert einmal mehr genau den Pop-Punk-Sound mit gelegentlichen Hardcore-Ausflügen, der sie von den kleinen Clubs in die großen Hallen geführt hat.
Die ersten fünf Songs sind jedenfalls beste ADTR-Kost, von den eingängigen Melodien bis hin zu den teils etwas pathetischen Texten. Mit "City Of Ocala" gibt es gleich zu Beginn einen hochhymnischen Ohrwurm inklusive "This Is Where I Came From"-Mitgröhlzeile, gefolgt von ein bisschen kurzen Geboller im ebenfalls poppigen "Right Back At It Again", bevor dann in "Sometimes Yo're The Hammer, Sometime You're The Nail" erstmals etwas mehr Hardcore zugelassen wird und sich Gesang und Gebrüll abwechseln - um natürlich auch hier wieder in eine Wahnsinns-Refrain überführt zu werden. "Dead & Buried" gibt sich dann nicht nur hart, sondern auch brachial und düster, bei "Best Of Me" wird dann wieder der Pop-Punk zelebriert - bekannte ADTR-Kost eben, aber auf gewohnt hohem Niveau.
Problematisch wird es erstmals in Song Nummer 6, dem balladesken "I'm Already Gone" - der ersten, aber nicht letzten Akustik-Nummer. Nichts gegen Pop und ein bisschen Herzschmerz, die gab es bei der band auch schon früher, aber eben nicht in dieser Häufung - und eben diese Momente gehören eindeutig nicht zu den Stärken von ADTR. Zu beliebig klingt der Songaufbau, zu generisch die Melodie und das sanfte Säuseln im Refrain. Ähnliches gilt für die Singer-/Songwriter-Nummer "I Surrender" - da ist es nicht mehr weit bis zur Margarine-Werbung. Auch "End Of Me" gibt sich nach melancholischem Start zu sehr der bauchigen Watte-Produktion hin; statt großem Gefühl ergibt das eher großes Gähnen.
Es passt ins Bild, dass ADTR immer gleich nach diesen Songs Tempo und Härte wieder spürbar anziehen; fast so, als wäre ihnen selbst nicht ganz wohl bei zu viel dick aufgetragenem Gefühl. Schaden wird das de band aber auf keinen Fall - Hitdichte und Ohrwurm-Qualität sind auch auf "Common Courtesy" wieder viel zu hoch, als dass die Band Gefahr laufen könnte ihren Siegeszug nicht unbeirrt weiter fortzusetzen.