Mittwoch, 29. April 2015

Anatopia - User Experience (Snowhite)

Kann sich noch jemand an Tom erinnern? Den ersten Myspace-Freund, den man bei Anmeldung bekam? Henrietta Morgenstern und Klaus Plötzlich aka Anatopia haben ihm auf ihrem Debütalbum einen eigenen Song gewidmet. Überhaupt steht das ganze Album im Zeichen von Digitalisierung - das Themenspektrum reicht von Email-Überflutung bis hin zu Edward Snowden. Nur logisch, dass das Ganze dann auch musikalisch sehr elektronisch daher kommt - auch wenn das Duo zu Beginn wohl eher punkig klang und bei Shows weiterhin auf echte Instrumente statt Laptop setzt.



Trotzdem muss man schon eine Vorliebe für Elektro haben um "User Experience" zu mögen - Punkrock ist hier maximal die Herangehensweise des Duos. Musikalisch hingegen reicht das Spektrum von sanftem Dream-Pop ("Hacker") über tanzbare Beats ("Don't cc") bis hin zu etwas experimentelleren Stücken ("Virus").

Den Gesang übernimmt dabei Morgenstern - die übrigens mit ihren aus Argentinien stammenden Eltern in Israel aufgewachsen ist und jetzt in Berlin lebt. Das hat mal Ohrwurm-Qualitäten, trotz etwas eigenem englischen Akzents ("Heart Drive"). Manchmal ist es aber auch etwas zu sehr Avantgarde, etwa im bemüht auf Berlin-Mitte getrimmten "Ausländer"". Unterhaltsam und angenehm verquer ist "User Experience" aber fast durchgängig - und am Ende auch eingängig genug, um auch ganz ohne Botschaft zu funktionieren.