Rolo Tomassi feiern jetzt auch schon ihr zehntes Jahr als Band, die prägenden Mitglieder haben dennoch den 30. Geburstag noch ein ganzes Stück vor sich. Trotzdem darf für "Grievances" die Floskel von der "reiferen und erachseneren" Scheibe benutzt werden. Die Mathcore-Truppe aus Sheffield macht zwar immer noch Krach. Aber so ausgefeilt wie nie zuvor.
Gerade in der Frühphase zeichnete man sich ja durch eine gnadenlose Hektik und überbordende Aggression aus. Und diese Momente gibt es weiterhin - der Opener "Estranged" ist immer noch der hektische Dillinger Escape Plan-Einstieg. Core, Metal, Prog, Break, Chaos, Krach also. Die Band mag es, den Hörer immer wieder aus der Komfortzone zu treten, an ein kurzes Melodie-Intro ein heftiges Metal-Gewitter anzuhängen.
Aber man ist insgesamt trotzdem feinfühliger geworden, was vor allem am nicht nur gebrüllten, sondern eben auch wunderschön vorgetragenen Gesang liegt - in "Raumdeuter" etwa führen wunderschöne elegische Melodien in himmlische Sphären. Und "Stage Knives" packt auf eben diese Elemente noch ein majestätisches Postcore-Monster - Isis und Co lassen grüßen. Zumindest immer für ein paar Sekunden. Denn wirklich einfacher konsumierbar ist die Band natürlich trotz melancholischer Passagen wie in "Crystal Cascades" weiterhin nicht. Aber selten wird die Bereitschaft zu Chaos und Wut mit so erhabenen Momenten belohnt wie hier.