Fast 10 Jahre sind seit „Our Darkest Days“ vergangen – nicht
viele Bands könnten es sich erlauben, eine derart lange Pause einzulegen, wenn
sie hinterher immer noch auf zahlreichen Zuspruch ihrer Fans zählen wollen. Bei
Zoli Teglas und Co funktioniert das allerdings – die Jungs sind so lange dabei,
haben in ihrem Leben zudem so viele Touren und Shows gespielt, dass es nahezu
unmöglich ist sie aus den Augen zu verlieren; wenn man sie denn einmal mochte.
Und wer sie mag, wird von „A War Against You“ dann auch wenig
überrascht sein – die Scheibe führt die Ignite-Entwicklung der letzten Jahrzehnte
kontinuierlich fort. Das heißt: Alles ist noch melodischer, noch pathetischer,
einfach noch mal viel größer geworden. Die Hardcore-Wurzeln herauszuhören ist
noch um ein vielfaches schwieriger geworden als auf dem Vorgänger – im Grunde
spielen Ignite anno 2016 mehr denn je eingängigen Punkrock mit Stadion-Appeal. Mehr
oder weniger also den Sound, der auch Rise Against in die ganz großen Hallen
geführt hat.
Das kann man als Fan der frühen Tage mit Skepsis betrachten,
aber mit einem neuen „Past Our Means“ konnte andererseits auch nicht mehr
wirklich gerechnet werden – wer dennoch diese Hoffnung hatte, kann sie schon
beim sehr poppigen und eher langsamen Opener „Begin Again“ endgültig begraben.
Im Gegenzug bekommt man aber Ohrwürmer in Dauerschleife: „Nothing Can Stop Me“,
„You Saved Me“ und Co sind Hits, Hits, Hits. Mehrstimmige Chöre, tolle
Harmonien, und die von Zoli gewohnten Texte irgendwo zwischen Gesellschaftskritik
und einem Hauch Pathos. Apropos Pathos: Der ist auch in gewohntem Umfang mit
dabei, man höre etwa „Where I’m From“.
Enttäuscht muss man von dieser Platte also nur dann sein,
wenn man sich Experimente, wieder entdeckte Härte oder Überraschungen erhofft
hatte. Wer hingegen Hymnen erwartet, die man die nächsten Jahre ähnlich
leidenschaftlich, wenn auch nochmals softer mitgrölen kann wie die von „Our
Darkest Days“ , ist für ein weiteres Jahrzehnt bestens versorgt.