Ein ganz eigener Stil kann Segen und Fluch zugleich sein –
das durften Billy Talent in den letzten Jahren feststellen. Einerseits gibt es
nur wenige Bands, die man so schnell erkennt – markantem Riffing und
ungewöhnlichem Gesangsorgan sei Dank. Andererseits ist der Vorwurf, sich zu
wiederholen und „immer das gleiche“ zu machen, so auch schnell zur Stelle. Mit
dem düsteren „Dead Silence“ hat man diesen Teufelskreis zuletzt etwas durchbrochen,
allerdings zu Lasten gesunkener Hitdichte. Und „Afraid Of Heights“ geht
diesen Weg weiter – der schwierige Spagat aus neuen Einflüssen und bekanntem
Stil ist aber einmal mehr nicht komplett überzeugend.
Trotz der Verschlimmerung des Gesundheitszustandes des an MS
erkrankten Drummers Aaron, der auf dem Album auch thematisiert wird, ist die
Platte insgesamt wieder etwas positiver ausgefallen. Und es gibt auch zackige Ohrwürmer
– das punkige, aber arg simple „Louder Than The DJ“, das Party-taugliche „Time-Bomb
Ticking Away“ oder auch das abwechslungsreiche Titelstück etwa. Diese Songs
funktionieren nach bekanntem Schema und sind trotz neuer Einflüsse
grundsätzlich typische Billy Talent-Kost.
Daneben stehen dann aber Songs wie "Rabbit Down The
Hole" oder „The Crutch“ – da wird wild gefrickelt, auf Classic
Rock-Momente gesetzt, das Tempo arg gedrosselt – und eben in diesen Momenten
wirken Billy Talent eher bemüht als überzeugend, es fehlen Leidenschaft und
Energie, und dem Album geht Homogenität komplett ab. Das mag aus Musiker-Sicht
verständlich sein, wird es alten Fans aber stellenweise schwer machen – und ist
dann auch wieder nicht besonders genug, um viele neue Hörer zu überzeugen.