Böswillige Beurteilung von „Temptress“: Hatten wir alles
schon x-mal, klingt abgekupfert, ist textlich belanglos und viel zu zahm.
Gutmütige Beurteilung von „Temptress“: Klassisches
Songwriting, schöne Melodien, sommerliche Stimmung, genug Refrains zum
Mitsingen.
Und was trifft nun besser?
Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo in der Mitte: Save
The Lost Boys spielen eben ganz klassischen, durchaus Großformat-tauglichen
Pop-Punk. Also einen Sound, der mal an Blink182, mal an New Found Glory, aber
auch ganz oft an frühe Fallout Boy und generell an Bands erinnert, mit denen
US-Highschool-Komödien vor zehn Jahren so gerne unterlegt wurden.
Das hat keinerlei politische Botschaft, keine Ecken und
Kanten, auch keine Überraschungen und oft einen etwas übertriebenen Hang zu
Melodramatik, Pathos, Stadion. Aber im Gegensatz zu vielen gesichtslosen Kopien
immerhin einige starke Melodien, gut gesetzte OhOh-Chöre und die typische
Portion Gute Laune – und so viele eingängige US-Pop-Punk-Scheiben erscheinen
aktuell ja auch wieder nicht, um „Temptress“ nicht zumindest eine Chance zu
geben.