Kinderchöre, Schmuse-Melodien, Wattebausch-Refrains: Wer
dachte, Bring Me The Horizon hätten sich mit „Sempiternal“ weitestmöglich von
ihrem Ursprungssound entfernt, wird sich bei „That’s The Spirit“ verwundert die
Ohren reiben. Die Band geht weiter kompromisslos ihren Weg in Richtung Melodie
und Zugänglichkeit und wird die Hardcore-Metal-Fans der frühen Tage, die schon
die letzten Jahre wütend gemotzt haben, endgültig vom Glauben abfallen lassen.
Allerdings wird man das verkraften können, da für jeden
enttäuschten Ex-Fan wahrscheinlich 10 neue dazu kommen: „That’s The Spirit“ ist
nämlich nicht einfach nur poppiger und massentauglicher, sondern ein absolutes
Ohrwurm-Sammelsurium; vorausgesetzt, man mag Bands wie Linkin Park, Dusturbed
und Kapellen an der Schnittgrenze zwischen Rock und härteren Tönen.
„Happy Song“ etwa platziert sich irgendwo zwischen Grunge,
Alternative und Stadion-Pathos, „Throne“
ist eine Elektro-NuMetal-Verneigung vor eben genannten Linkin Park, „True
Friends“ schlägt die Brücke von Screamo über Breitwand-Dramatik bis hin zu The
Used. Alle Stücke geben zwar vor, Metal als Grundlage zu haben, dürften im
Grunde aber mit ihrer direkt ins Ohr gehenden Hook, dem massiven Schuss Pop und
verspielter Elektronik jede Chart-Spitze erklimmen.
In manchen Momenten - bei „Follow You“ etwa - wird es dann
allerdings schon extrem kitschig, das ist eher Synthie-Kuschel-Pop und zeigt,
wie weit BMTH mittlerweile in Sachen Radiotauglichkeit gehen. Hinzu kommt der
eine oder andere Lückenfüller, der auch nach mehrmaligem Hören keinen
bleibenden Eindruck hinterlässt. Insgesamt haben Bring Me The Horizon hier aber
ihre Bewerbung für den Chart-Thron und noch größere Hallen abgegeben – und
dürften trotz zeternder Früh-Fans auch bei beidem durchschlagend erfolgreich
sein.