Mehr als zehn Jahre gab es kein neues Album von den
Lillingtons, als vor ein paar Wochen die ersten Songs von “Stella Sapiente” zu
hören waren war schnell klar: Die Band hat nichts verlernt, im Gegenteil – Stücke
wie „Insect Nightmares“ oder „Zodiac“ sind Pop-Punk der alten und der besten
Schule, irgendwo zwischen Ramones und Teenage Bottlerocket, sofort im Ohr und
so schnell nicht mehr raus.
Jetzt, wo das ganze Album da ist, muss man allerdings
feststellen: Die Lillingtons haben nicht nur in Sachen Pop-Punk-Hymnen noch
mehr dazu gelernt. Sie haben ihre dunkle Seite auch viel stärker als je zuvor
hervorgekehrt.
Immer wieder zwischen den ganzen Hits geht es nämlich düster
zur Sache. Da ist einerseits eine massive 80er-Kante - „Villagers“ etwa beginnt
in den ersten Sekunden wie „Take On Me“, an anderer Stelle haben The Cure und
Joy Division ihre Spuren hinterlassen. Und dann geht es um Geschöpfe der Nacht
und düstere Mysterien – Misfits oder auch Tiger Army haben samt Friedhofs-Hall („Night
Visions“) einen zweifellos bleibenden Eindruck auf die Band gehabt.
Pop-Punk-Puristen werden sich an diesem ungewöhnlichen Mix vielleicht stören,
insgesamt aber ist diese Scheibe einfach beeindruckend tiefgründig und
eingängig zugleich; wer „Pet Semetary“ schon immer für den besten Ramones-Song
gehalten hat, wird diese Scheibe lieben.