Das beginnt schon beim Opener - diese leichte Kribbeln, dieses unangenehme Gefühl, was sich plötzlich in einem mitgesungenen "Und es klappt nicht, von außen zu sanieren" entlädt, bevor man dann am Ende schon lautstark "Eine Stadt gibt auf!" mitbrüllt. Überhaupt, diese Ohrwürmer, die lange gar nicht als Ohrwürmer erkennbar sind - "Sohnemann Heinz" zum Beispiel. Wetten, dass spätestens nach dem dritten Durchlauf jeder in die Zeilen "Und dann im Februar, auf dem Weg nach Kandahar" einstimmt? Auch nicht gerade die typischen Singalong-Worte, die sich da ins Hirn fressen. Genauso wie wenn kurz danach frustriert und trotzdem irgendwie positiv "Vielleicht muss es so sein" konstatiert wird.
Aber Turbostaat geben sich auch mal zugänglicher und einfacher. "Tut es Doch Weh" kann man sofort in Herz und Ohr schließen - die typische dunkle Stimmung bleibt zwar bestehen, trotzdem ist der Song im Grunde Pop und Indie in seiner einprägsamsten Form. Und "Alles Bleibt Konfus" kann man auch Kettcar-Freunden vorspielen, ohne dass die schreiend aus dem Raum rennen würden.
Für die experimentelleren Momente - das krude beginnende "Psychoreal" oder das gesprochene "Sohnemann Zwei" ganz am Ende etwa - gilt das nicht mehr, diese Songs geben sich harsch und zunächst verschlossen. Turbostaat wollen sich eben weiterhin nicht festlegen lassen. Und genau dafür werden sie zurecht auch diesmal wieder von ihren immer zahlreicher werdenden Anhänger geliebt werden.